Harz-Kurier vom 27.07.1990:

Tornado-Preiswirbel" ging in einem Feuersturm unter

Osterode-Freiheit (in). Ein verheerender Großbrand hat in der Nacht zum Dienstag im Oste-roder Ortsteil Freiheit einen Sachschaden von mindestens 5 Millionen DM verursacht. Gegen 1 Uhr begannen aus einem ehemaligen Industriekomplex in der Hauptstraße helle Flammen zu lodern. Innerhalb von wenigen Stunden ging dann der dort ansässige Sonderposten-Markt ,,Tornado" (,,der Preiswirbel") in einem Feuersturm unter. Bei der Kripo Osterode, die noch in der Brandnacht zusammen mit dem Brandschutzsachverständigen des Landkreises Osterode die Ermittlungen aufnahm, geht man von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Eine technische Brandursache, so ein Kripo-Sprecher gegenüber unserer Zeitung, wird hingegen ausgeschlossen.

Nach den bisherigen Erkenntnissen spricht vieles dafür, daß in der Nacht zum Dienstag zunächst in den Sonderposten-Markt eingebrochen wurde. Jedenfalls stellten die ermittelnden Beamten fest, daß die Tür zu einem Büro aufgeknackt worden war. In dem vom Feuer weitgehend verschonten Raum hatten die Täter die Wände und Einrichtungsgegenstände vollkommen mit Farbe beschmiert. Möglich, daß die Einbrecher aus Frust, nicht die passende Beute gefunden zu haben, dann Feuer legten und den Markt regelrecht abfackelten.

Feuerwehr und Polizei wurden kurz nach 1 Uhr über Notruf von dem Brand in Freiheit informiert. Wenige Minuten später heulten in der Innenstadt die Sirenen. Die Männer der Freiwilligen Feuerwehr Freiheit mußten rasch erkennen, daß dieser Einsatz für sie allein einige Nummern zu groß war. Innerhalb von kurzer Zeit rückte Verstärkung aus Lerbach, Osterode und Förste an. Später kam dann auch noch die Wehr aus Bad Lauterberg mit ihrer Drehleiter hinzu. Insgesamt waren 14 Löschfahrzeuge und zwei große Drehleitern vor Ort, kämpften 120 Feuerwehrleute gegen die Feuersbrunst.

Vermutlich wurde der Brand in einem rückwärtigen Flachbau gleich hinter dem mehrstöckigen Hauptgebäude gelegt. Die Flammen fanden auf der rund 3.000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche rasch genügend Nahrung: Lebensmittel, Kleinmöbel wie Sessel und Sonnenschirme, Autoradios und Grillbriketts verbrannten innerhalb von kürzester Zeit. Vasen und Schalen platzten, Dosen knallten. ,,Die Erbsensuppe spritzte bis zur Leiter hinauf' ', berichtete ein Feuerwehrmann. Innerhalb von einer halben Stunde bildete der gesamte Flachbau ein flammendes Inferno.

Wie ein Sprecher der Feuerwehr mitteilte, bestand die Schwierigkeit beim Löschen vor allem darin, überhaupt erst einmal an den Brandherd in dem verbauten Komplex heranzukommen. Durch die vielen brennenden Kunststoffartikel bildete sich zudem starker Rauch mit giftigen Dämpfen, so daß die Wehrmänner nur mit Preßluftatmern an den Brandherd heranrücken konnten. Mehr als drei Stunden lang wurde aus allen verfügbaren Rohren Wasser in die Flammen gepumpt. Dann war das Feuer unter Kontrolle.

Der Flachbau war allerdings nicht mehr zu retten, doch dafür konnte zumindestens das mehrstöckige Hauptgebäude gehalten werden. Zwar züngelten auch hier die Flammen am Dachstuhl, doch größerer Feuerschaden entstand dadurch nicht. Allerdings wurde der in diesem Gebäude untergebrachte Schallplatten-Vertrieb Storz erheblich durch Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen. Viele der hier gelagerten Schallplatten, Musikkassetten und CDs dürften wohl nur noch als Sonderposten absetzbar sein. Außerdem wurde die Computeranlage des Vertriebes ein Raub der Flammen.

Freiheit· In der Nacht zum Dienstag wurde der Sonderpostenmarkt in der Hauptstraße vermutlich von Einbrechern in Brand gesteckt. Das ganze Ausmaß des Schadens Fotos: Lowin/Schönfeider