(Aus einer Zeitung von 1942)
Aus einer handschriftlichen Chronik von 1808.
§ 1. Lage der Burg und Beschreibung ihrer Ruinen.
Nahe vor der Stadt liegen vor dem Johannistore und über der Kirche dieses Namens die Ruinen eines alten Schlosses, gemeiniglich die Alte Burg genannt. Der kleine Hügel, auf dem die Reste der Burg liegen, grenzt mit seinen Füßen an den großen Kirchhof und ist hinten mit Gärten umgeben. In der Mitte desselben sieht man noch die Tiefen des Schloßgrabens, dessen äußerster Rand 380 bis 400 Schritt im Umfange hat. Von dem Graben aus hat man noch eine kleine Höhe zu ersteigen, und man befindet sich auf der Mauer der Burg. Diese äußere Mauer ist vorn ganz mit Erde bedeckt, so daß man sie nur von innen sieht. Hinten stehen die Mauern noch hoch hervor, wie auch an der linken Seite; sie sind wie die ganze Burg von Fluß- und Kieselsteinen aufgemauert, die in einem dicken Mörtel gleichsam hineingeschoben sind. Die Lage der Steine ist an der Hintermauer in Zickzack gelegt. (Diese Art der Mauerung deutet auf ein sehr hohes Alter. Siehe Skizze.)
Die herrlichste Ruine an dem ganzen Schlosse ist ein alter runder Turm, mit 4-6 Ellen dicken Mauern; allein er ist noch halb übrig, denn seine ganze Vorderseite ist herabgestürzt. Die andere Hälfte hat sich auch schon oben geteilt, und das eine Stück wird auch nicht mehr Stürmen trotzen, obgleich die Hinterseite noch ziemlich fest ist. Der Turm hat eine große Höhe. Inwendig kann man noch deutlich die Stockwerke unterscheiden, die der Turm ehemals hatte. Man zählt deren 5 übereinander. Da das untere von diesen ganz niedrig an der Erde ist, so kann man vermuten, daß der Turm unten noch tiefür war, ferne Mauern aber von dem herabgesetzten Schutt bedeckt wurden und dadurch der Boden höher wurde. Oben war der Turm wahrscheinlich auch noch höher, denn er sieht daselbst sehr verwittert aus, auch sieht man darauf keine Schlußsteine oder Zinnen. Schon ehemals war der Turm wegen seiner hohen Spitze bekannt und daher war das Sprichwort auf dem Harze allgemeint „Daß Dich der Teufel über Osterode führe". (Damals hieß also die Burg wohl noch Osterode.) Ordentliche Fensteröffnungen sieht man darin nicht, sondern nur einige Löcher, wo die Stockwerke waren und dann noch eine gewölbte Oeffnung, in der zwei Stufen in die Mauer gehen sollen, wozu sie dienten, weiß man nicht. Sie gehörten vielleicht zu einer Treppe, die in der Mauer des Turmes von einem Stockwerk ins andere führte.
Außer den Mauern und diesem Turme sieht man nichts mehr als große 8—12 Ellen dicke Steinmassen, die in chaotischer Verwirrung durcheinanderliegen und auf eine gewaltsame Zerstörung des Schlosses schließen lassen, wo-> von man aber nirgend Nachricht findet. Dann sind hin und wieder Steinhaufen aufgehäuft mit ärmlichen Dornbüschen umgeben, Stücke von Grundmauern mit Moos bedeckt sehen aus dem Schütte. Dies nun sind die ganzen Reste des Schlosses, auf dem einst ein edles Geschlecht hauste und Fürsten ihren Hof hielten.
Die Burg war klein und ovalförmig gebaut; ersteres ist ein Zeichen ihres hohen Alters; denn die ersten Burgen waren fast durchgängig klein; doch erlaubte auch die geringe Fläche des Hügels dem Bau keinen größeren Umfang. Fest konnte sie nicht sehr sein, wenigstens nach ihrer Lage nicht, wenn sie es nicht durch ihre Befestigungen war, von denen ohne Zweifel der Turm die stärkste war. Auch war sie vielleicht fest genug für ihre Besitzer, die Edlen von Osterode, denn dieses scheinen nie Freunde von Krieg und Fehde gewesen zu sein, auch findet man nicht, daß die Burg jemals wäre feindlich angegriffen oder belagert worden.
§ 2. Geschichte der Burg und ihrer Besitzer.
Die Erbauung der Alten Burg ist völlig unbekannt, so daß man auch nicht einmal Mutmaßungen darüber hat, wann sie erbaut wurde und wer ihr Erbauer war. Doch kann man mit Recht auf ein hohes Altertum derselben schließen. Sie ist ohne Zweifel eine der ältesten des Harzes und scheint zu der Zelt erbaut zu sein, wie Heinrich.!, mehrere Klöster zur Befestigung des Landes anlegte. Gewiß ist es, daß die Burg eher als die Stadt existierte. Dies lehrt die Teilungsurkunde der Söhne Heinrich des Löwen von 1203 denn hier hieß Osterode. noch castrum. Ein Dorf Osterode konnte zu der Zeit wohl existieren, wäre es aber schon Stadt freilich gewesen, so wäre es gewiß auch als solche in der Urkunde ausgeführt.
Verschiedene Schriftsteller schreiben, sie habe schon in den Zeiten des Heidentums gestanden, man habe auf ihr Ostar oder Astaroth verehrt. Wie wenig Glaubwürdigkeit diese Nachricht verdient, sieht man leicht ein. Will man aber auf den Ursprung dieser Sage zurückgehen, so ist wahrscheinlich, daß die Göttin auf dem Hügel, wo nun die Burg steht, verehrt sei. Auch mochten hier vielleicht einige Wohnungen der Priester des Götzendienstes gelegen haben, die die Ursache der Sage waren.
Bei solchen Umständen wird man nun freilich nicht einmal wahrscheinlich die Zeit des Baues angeben können, doch spricht für ein hohes Altertum teils die Unbekanntheit mit dem Ursprünge des Schlosses, teils die Bauart, die zwar fest aber noch roh ist, teils aber auch, daß die Burg schon mehrere Jahrhunderte wüste und verlassen gelegen hat.
So unbekannt nun der Anfang des Schlosses ist, so ist auch das Ende desselben unbekannt und ungewiß. Man weiß nicht, ob es mit Gewalt zerstört wurde, wovon man aber, wie schon gemeldet, keine Nachricht findet, oder ob es von selbst wegen seines Alters nach und nach verfiel und verlassen wurde. Im 14. Jahrhunderte, im Jahr 1332, war es noch in bewohnbarem Stande; denn in diesem Jahre übergab Balduin de Piscina mit Genehmigung seines Bruders Dietrich und seiner Söhne in Gegenwart der Herzöge Ernst und Heinrich von Grubenhagen, dem Kloster Katlenburg sein Recht, das er an drei Hufen Landes hatte, was man auf dem Schlosse ausmachte.
Die Herzöge hatten auf der Alten Burg ihre Münze und Herzog Albrecht ließ noch 1471 auf derselben Geldmünzen.
Nun sagt man von dem Schlosse, es habe ehemals mitten in der Stadt gelegen. Dieses läßt sich nur dann denken, wenn man annimmt, daß die Freiheit, die unter dem Schlosse sich hinzieht, dasselbe auch von hinten eingeschlossen und so umfaßt hatte. Auch lagen damals am Fuße desselben auf dem jetzigen Kirchhofe die Gebäude des Barfüßerklosters und nicht weit davon die Bartholomäuskapelle, deren verschiedene Gebäude, als die Wohnungen der Mönche und anderer Personen, sich um den Burgberg hinzogen. Auf diese Art konnte es leicht das Ansehen haben, als wenn die Burg mitten in der Stadt läge, da sie doch gewiß immer außerhalb der Mauern der eigentlichen Stadt lag.
Die Alte Burg
Text und Entwurf von Frank Borchers
Außer dem halbseitig noch vorhandenen Turm ist so wenig von ihr übrig geblieben, dass eine Rekonstruktion eigentlich unmöglich ist. Ein aktueller Lageplan, der die heute noch vorhandenen Mauerfragmente zeigt, kann anhand einer Ausgrabungsskizze aus dem Jahr 1808 ergänzt werden. Sucht man dann einen etwa gleichen Burgentyp in der Harzregion, so sieht die Alte Burg, vom Grundriss her, der Burgruine Ebersburg im Landkreis Nordhausen am ähnlichsten.
Vergleicht man die Anlagen, ist anzunehmen, dass der Burgweg auch bei unserer Alten Burg über die Spitze der Vorburg, also von Freiheit her, geführt wurde.
Grundriss nach Schalzscher Chronik von 1808
(veröffentlicht im Kreisanzeiger v. 6.3.1993)
Aktueller Lageplan der Alten Burg (auf Friedhof fotografiert) um Elemente aus
der Ausgrabungsskizze von 1808 ergänzt.
Lage der Vorburg und möglicher Zugang wahrscheinlich wie bei Ebersburg, Landkreis Nordhausen:
Ebersburg aus Friedrich Stolberg:
"Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit"
Setzt man das Ganze anhand einer jüngeren Luftaufnahme ins Bild,
so bekommt man eine wage Vorstellung, wie die Alte Burg ausgesehen
haben könnte:
Luftaufnahme aus Faltblatt im Heimatmuseum:
"Mittelalterliche Burgen im Landkreis Osterode"
Zeichnung 1 (Lage von Bewuchs befreit)
Zeichnung 2 (Ergänzung um Grundmauern nach Skizze 1808)
Zeichnung 3 (Versuch Aufbauten darzustellen, Vorburg und Gräben)
Literatur Werner Meyer:
"Burgen, wie sie wurden, wie sie aussahen und wie man in ihnen lebte"
Zeichnung 4 (Osterrodense Castrum?)
Die Alte Burg war eine Zungenburg, der im deutschen Sprachraum am häufigsten anzutreffende Burgentyp. Sie lag, das natürliche Gelände ausnutzend, an zwei Seiten von Lerbach und Söse umflossen, auf dem Bergsporn (Zunge) des Butterberges. Von diesem war sie zur Bergseite durch einen sichelförmigen Halsgraben abgeschnitten.
Gegen Westen lag eine Vorburgterasse. Die Kernburg hatte eine Größe von etwa 40 x 60 m und war offenbar vollständig von einer Mantelmauer umgeben. Diese könnte etwa halb so hoch wie der Bergfried gewesen sein (vergleiche Burg Falkenstein 17 m hohe Schildmauer zur Angriffsseite). Ein Teil der Umfassungsmauer ist nach Osten erhalten geblieben, dahinter die Hälfte des Bergfrieds in etwa voller Höhe von 33 m erhalten. Dieser war offenbar in sechs Stockwerke unterteilt, hatte einen Durchmesser von etwa 15 m.
Es kann weiterhin angenommen werden, dass der Bergfried unserer Witterung entsprechend mit einem leichten Dach versehen war, das die Rundumsicht nich beeinträchtigen durfte und im Ernstfall abgeworfen werden konnte um den Verteidigern mehr Platz zu verschaffen, z.B. für den Aufbau einer Wurfmaschine.
Die Maueröffnungen waren bei einem Wehrturm nach außen eher klein, nach innen hingegen geräumig. Fenster konnte es nur geschützt in Richtung Burghof gegeben haben. Mauertürme für einen flankierenden Beschuss, Plattformen und Vorkragungen für einen effektiveren Einsatz von Verteidigungsmitteln waren üblich.
Das Hauptgebäude Palas stand möglicherweise an besonders geschützter Stelle im Wurfschatten des Bergfrieds. Für Belagerungszeiten müßte es einen Brunnen oder eine größere Zisterne gegeben haben.
Der zum Schutz zur Hauptangriffsseite Bergrücken angelegte Halsgraben könnte, der besseren Stabilität wegen, gemauerte Wände gehabt haben (Das könnte der angeblich auf alten Fotos sichtbare nördliche Wall gewesen sein.)
Es wird auch seitliche Gräben und Wälle gegeben haben, um einem Gegner die Annäherung zu erschweren. Mit Sicherheit war der gesamte Burgberg kahlgeschlagen, um einem Angreifer sämtliche Deckung zu nehmen.
Wie hat sie ausgesehen, unsere Alte Burg? Rekonstruktionen werden immer nur ein Versuch bleiben.
Meine Zeichnungen frei für Heimatstube, anderes möglicherweise urheberrechtlich geschützt.
zusammengestellt von Fr. Armbrecht
Erschienen im "Echo am Sonntag 30.04./01.05.1988, 07/08.04.1988, 14./15.05.1988 und 21./22.05.1988
Ein einzigartiges Denkmal zerfällt
Osterode (fa). Wie schon m der Jahreshauptversammlung am 6. März 1988 bekannt gegeben wurde, hat der Heimat- und Geschichtsverein für Osterode und Umgebung e.V. ein Sonderkonto zur Erhaltung der „Alte Burg" eingerichtet. Vorstand und Beirat rufen nunmehr zu einer Spendenaktion auf.
Innerhalb der immerhin 16 Burgruinen umfassenden Burgenlandschaft des Landkreises Osterode nimmt die „Alte Burg" in Osterode eine herausragende Stellung ein. Sie ist vermutlich als Ministerialen-Burg in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut worden, denn 1151 wurden erstmals Burgmannen von Osterode erwähnt. Weder der Zeitpunkt der Erbauung noch der Zerstörung bzw. der Aufgabe der Burg sind urkundlich überliefert. Von den historisch gleichrangig einzustufenden Burgen Lichtenstein, Windhausen, Badenhausen usw. sind lediglich geringe Baureste erhalten geblieben. Dagegen ist von der „Alte Burg" immerhin noch die Hälfte eines rund 33 Meter hohen Bergfriedes erhalten. Das Bild der an exponierter Stelle liegenden Burgruine ist uns seit Jahrhunderten vertraut. Dennoch schreitet der Zerfall in den letzten Jahrzehnten in beängstigendem Mäße fort. Sanierungsmaßnahmen sind deshalb dringend erforderlich, die aber erhebliche Kosten erfordern werden.
Der Heimat- und Geschichtsverein möchte dazu seinen Beitrag leisten und hat sofort 5000 DM zur Verfügung gestellt, weitere private Spenden sind in der Zwischenzeit eingegangen, so daß z. Zt. Schon über 10 000 DM bereitstehen. Unter der Konto-Nr. 73544 ist bei der Stadtsparkasse Osterode am Harz das „Sonderkonto Alte Burg" eingerichtet. Bei Beträgen ab 60 DM werden den Spendern entsprechende Spendenbescheinigungen zugestellt.
Schon in der Vergangenheit haben die Osteroder ihre Spendenbereitschaft eindrucksvoll bekundet. Erinnert sei nur an die „Turmbauhilfe" von 1948, das „Sonderkonto Schachtrupp-Villa", die „Friedhofsorgel" oder an die demnächst fertig gestellte „Eseltreiberplastik". Es wäre sehr zu wünschen, daß auch das Wahrzeichen Osterodes durch kleine und große Beträge vor dem weiteren Verfall bewahrt werden könnte. Selbstverständlich kann die zur Restaurierung erforderliche Summe nicht durch Spenden aufgebracht werden, aber das auf diese Weise bekundete Interesse zur Erhaltung kann; wie bei der „Kaffeemühle" bewiesen, Impulse auslösen.
Herzog Heinrich der Löwe ist auf dem alten Schloß zu Osterode zu Zeiten gewesen /ab und zu geritten / hat aber dieser Orten keine beständige Hofhaltung angestellt"
(Mathäus Merlan: Topographie Germaniae, Band Braunschweig, 1654)
„... Ob nun woll Heinrichder Löwe diesen Theill von der Graffschaft Lutterberg, wie gehöret bekommen, hat doch weder Er noch seine Kinder auff dem Hertzberg Hoffgehalten, besondem Ist auff dem alten Sehloß zu Osteroda zu Zeiten auff- und abgeritten..."
(Heinrich Wendt, Bürgermeister und Synicus: Chronica oder ZeitBuch und Warhafftige Beschreibung der löblichen Stadt Osteroda, 1680),
„...so hat man an dem Orte wo ehemals dieser Götze (Ostera) gestanden, eine Burg erbaut und diese hat Gelegenheit gegeben, daß die Stadt angelegt worden. Von dieser Burg siehet man noch vor dem Hartz-Thore auf einen etwas erhabenen Hügel einen alten Steinhauffen nebst einem halb eingefallenen großen steinernen Thurm. Wer den Erbauer dieser Burg gewesen, ist meines Erachtens gar schwer anzuzeigen. (Julius Bernhard v. Rohr: Merckwürdigkeiten des Oberharzes, 1739)
... In den ältesten Zeiten bestand Osterode aus einer Burg, welche noch manchen Geschichtsschreiber von dem im Jahre 843 gestorbenen Herzog zu Saksen Bruno erbaut .... seyn soll. Andere hingegen behaupten, das alte Schloß sey von einem Adelichen zuerst angelegt worden."
(D. Christoph Wilhelm Jakob Gatterer: Beschreibung des Harzes, 1792)
„ ...Unmittelbar hinter derselben (Johannisvorstadt) ... die gewöhnlich zu den Dörfern gezahlte Freyheit vor Osterode, welche... auf einem Hügel die Trümmer der uralten festen Burg enthällt, welche der Sitz der edlen Herrn von Osterode gewesen seyn, und bis 1601 zur Grubenhagischen Münze gedient haben soll. Schutthaufen und ein großer viereckter halbverfallner Thurm, sind alles was man jetzt noch von derselben gewahr wird,"
(Ludwig Wilhem»Gilbert: Handbuch für Reisende durch Deutschland)
„Von der alten Burg Osteroth". Wendt erwähnt ihrer nur beiläufig. Da sie aber eine der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Stadt ist, so werden folgende Nachrichten von ihr vielleicht nicht ganz unangenehm sein. Sie liegt auf einem Hügel des Johannisthors, ünd hängt grauenerregend in die Stadt hinein. Die vorzüglichste Ruine ist ein halbeingefallener Thurm, dessen Mauern die enorme Dicke von 8 Fuß haben. Er enthleit, nach den noch vorhandenen Spuren, 5 Stockwerke übereinander. In dem 'zweiten derselben findet man einen engen gewölbten Gang, welcher mittelst zweier Stufen in die Wandmauer hineinführt, und zu einem Abtritt geführt zu haben scheint. Der Thurm ist rund, nicht viereckt gewesen, wie man aus Merians Abbildung von Osterode schließen könnte. Außer einigen halb eingestürzten Kellern findet man noch die Grundmauern der Gemächer und Gebäude, unter welchen man die Münzgebäude erkennen will. Dieser sind vier bis fünf. Das Ganze war mit starken Mauern und einem breiten Graben umschlossen, dessen Spuren in Gärten verwandelt sind. Oben wuchern Dornen und Disteln, und die Bur trägt die Kennzeichen einer gewaltsamen Zerstörung, nicht der langsamen Verwitterung an sich. Die Mauern sind aus Bachkieseln und Flußgeröllen erbaut, welche auf eine kunstreiche Art rautenweise mit einander verbunden sind. Der Thurm soll ehemals eine hohe Spitze gehabt, und zu dem Sprichwort Gelegenheit gegeben haben: daß dich der Teufel über Osterode führe.
(Meywerth und Spangenberg: Beschreibung und Geschichte der Stadt Osterode, Hannöversches Magazin, 1808)
„Auf der Burg vordem Harzthore, von «er man nur noch Ruinen sieht, hausten die Ritter von Osterode. Später hielt sich da der berühmte Heinrich der Löwe auf".
(Prof. D, Heinrich Ferdinand Wüstefeld: Erinnerungen aus meinem Leben 1821)
„Vor dem Harzthore, in der Vorstadt: die Freiheit, welche früherhin ein eigenes Dorf war, ist die Ruine einer sehr alten Burg, welche in den frühesten Zeiten der Sitz von edlen Herren von Osterode gewesen seyn, und zur Erbauung der Stadt Veranlassung gegeben haben soll. Von ihrer Entstehung weiß man nichts".
(Friedrich Gottschaick: Taschenbuch für Reisende in den Harz, 1823.)
,,Ehe ich die Landstraße einschlug, bestieg ich die Trümmer der uralten Osteroder Burg. Sie besteht nur noch aus der Hälfte eines großen, dickmaurigen, wie von Krebsschäden angefressenen Turmes".
(Hemrich Heine: Die Harzreise, 1824.)
„Vordem Harzthor in der Vorstadt Freiheit sieht man die Trümmer der alten Burg, die der Sitz der edlen Herrn von Osterode gewesen sein soll".
(D. Christ. Gottfr. Daniel Stein: Reisen nach den vorzüglichsten Hauptstädten von Mittel-Europa, 1827.)
„In der Vorstadt, die Freiheit genannt, liegen die Ueberreste einer alten Burg, welche Bruno bewohnt haben soll. Von ihrem Schicksale ist nichts bekannt".
(Lud. Hoffmann: Hercynia-'Iascbenbuch für Reisende in den Harz, 1829)
„Noch jetzt bewundert man die Ruine einer alten Burg vör dem Harz-Thore auf der Freiheit wegen der Festigkeit des Cements und der Kunst, welche in der Lage der Steine sichtbar ist".
(H.D.A. Sonne: Topographie des Königreichs Hannover, 1834)
„Später im 14. Jahrhundert wird die Burg als Besitztum eines gewissen Balduin de Piscinia (um 1332) erwähnt, über ihre sonstigen Schicksale aber, und wann sie zerstört worden, wissen wir nichts. Jetzt blickt aus den Trümmern nur noch ein halb eingefallener Thurm auf die Stadt herab".
(D. Christian Zimmermann: Das Harzgebirge in besond. Beziehung auf Natur-und Gewerbskunde geschildert, 1834)
,,Die alte Burg dich Über Osterode, von der Vorstadt, die Freiheit umgeben … Die gewaltigen Mauern, der halbverfallene Thurm zeugen, wie sie gewesen; die ungeheure Ruine, von Menschen verlassen und aufgegeben, trotzt noch immer dem feindlichen Wetter und wird ihm noch lange trotzen."
(Wilhelm Blumenhagen: Wanderung durch den Harz, 1937)
,, Auf der Stelle, wo die Ostera verehrt wurde, erhob sich später eine Burg, anfänglich der Sitz der edlen Herren von Osterode ... Davon steht in der Vorstadt Freiheit nocb gegenwärtig die Hälfte eines runden Thurmes und anderes Gemäuer“.
(D.C.S. Schweitzer: Reisehandbuch für den Harz etc, 1844)
„An der Stelle, wo die Ostera verehrt wurde, erhob sich später eine Burg.— Die Zeit ihrer Zerstörung ist ungewiß. Ein eingefallener Thurm, nicht weit vom Harzthore der Stadt, und weniges andere Gemäuer, sind die noch vorhandenen Ruinen der Burg"
Görges-Spehr: Väterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten der Lande Braunschweig und Hannover, 1843)
„Zum Schütze dieses ersten christlichen Östera=Altars auf der Höhe der jetzigen Johanniskirche sei dann eine Burg daneben, die Osteraburg, gebauet ... ob sie zerstört oder von Alter zusammengebrochen, weiss man; nicht; noch überdauert ein alter, gebrochener Thurm, in welchem nach der Volkssage eine verwunschene Gräfin umgehet, und an dessen Trümmer sich (eine) feine Geschichte knüpft...''.
(C.G.Fr. Brederlow: Der Harz. Zur Belehrung und Unterhaltung für Harzreisende, 1846)
„ Die Burg gab der Stadt den Namen … Indessen fand die alte Burg Qsterode schon früh ihren Untergang und man sieht weiter nichts mehr davon als die eine Hälfte eines Thurmes und einige Mauerfragmente, sie lieget auf einem hohen Raenhügel außerhalb des Harzthores“.
(Carl Wacke: Neuster Führer durch den Harz, 1850)
„Zur Zeit steht noch ein alter Thurm als Ueberbleibsel und Wächter bei Osterode, der uns, konnte er reden, viel Von den erlebten Schiksalen der Stadt zu erzählen vermöchte, und obgleich der Zahn der Zeit schön mächtig an ihm genagt, dennoch nicht sein gänzliches Verschwinden herbeizuführen vermochte“
(August Ey: Harzbuch öder Geleitsmann durch den Harz, 1855)
»Die Burg wird bei der Theilung der Allode (der Weifen, 1233) als dem König Otto IV zugefallen mit aufgeführt, und dieser gedenkt in der unten angezogenen Urkunde i.J. 1218 seines erblichen Besitzes in Osterode. Ausser dem Umstande, daß Herzog Albrecht d. Große hier mehrere Urkunden ausstellte, ist von der Burg Osterode in nächstfolgender Zeit nichts bekannt. Von den zahlreichen Urkunden seines Sohnes, Heinrich d. Wunderlichen, ersten Herzogs von Grubenhagen, ist keine zu Osterode angefertigt; 1340 erscheint die Burg Osterode im Besitz des Herzogs-Ernst; 1402 gehörte sie dem Herzog Friedrich, 1421 dessen Sohne Otto und 1467-1481 dem Herzog Albrecht II, dessen Witwe Elisabeth dort bis zu ihrem Tode wohnte.
Später scheint auf die Burg kein Werth mehr gelegt zu sein, 1551 wird sie bei der Aufzählung der fürstlichen Schlösser nicht mehr genannt und schon um etwa hundert Jahre später war sie, einer damals aufgenommenen Ansicht der Stadt zufolge, fast in demselben verfallenen Zustande, als man jetzt dieselbe sieht.
Die Ruine liegt auf einer die Stadt beherrschenden Höhe vor dem Johannistor. Außer einigen kürzlich aufgedeckten Grund- und Kellermauern, so wie einem Stück der Umfassungsmauer steht noch ein, zur Hafte jedoch abgespaltener und eingestürzter, mächtiger Thurm von runder Grundform, dessen unterer Durchmesser 16 Schritt und dessen Mauerstärke 2,337 Mtr. (8Fs) beträgt. Er hat - wie die Reihen von Vertiefungen für die Balkenköpfe zeigen — mindestens fünft Stockwerke enthalten, in dem zweiten derselben gewahrt man einen engen gewölbten Gang in der Dicke der Mauer mit zwei Stufen, welcher anscheinend zu einem Ausbau geführt hat. Der Thurm soll ehemals mit einer hohen Spitze versehen gewesen sein.
Die nur durch wenige Lichtöffnungen durchbrochenen Mauern sind äußern zum Theil in rautenförmigen Verbande, innen als Füllwerk aus Flußkieseln in Gyps erbaut. Bei einer nicht zum Thurm gehörenden Mauer zeigt deren Bekleidung sogar das ährenförmige Werk (opus spicatum), so gut dieses mit ausgesuchten Flußkieseln hergestellt werden kann. Das Ganze ar mit starken Mauern und breiten (jetzt zu Gärten umgewandelten) Gräben umschlossen.
Bei den Ausgrabungen wurde das Siegel der Herzogin Agnes, Gemahlin Heinrich d. Wunderlichen, zu Tage gefördert aus einer etwa 0,073 Mtr. (3 Zoll) im Durchmesser haltenden Messingplatte bestehend, auf welcher eine weibliche Gestalt, in einem Lehnsessel sitzend und mit jeder Hand eine Fahne erfassend, erscheint. Die Fahne zur Linken zeigt einen springenden Löwen, die andere zwei Leoparden. Neben dem Sessel stehen zwei dreieckige Schilde, von welchen der zur Rechten des Beschauers einen springenden Löwen, der zur Linken zwei Leoparden hat. Die Umschriften des (mit einem Oehr versehenen) Siegelstempels lautet: DEI GRACIA AGNES DVCISSIA DE BRUNSWICH und FILIA LANGRAVII TURINGIE.
(H. Wilh. H. Mitthoff: Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen. 1873)
Die »Alte Burg*
Bereit sein, das Alte zu pflegen
Liebes Echo am Sonntag,
Schon oft hast du mit Osteroder Sehenswürdigkeiten, aus vergangener, und neuerer Zeit in Bild und Wort, uns, deinen Lesern, viel Freude bereitet. Die älteren unter deinen Lesern kennen das Städtchen noch aus ihrer Zeit und freuen sich über jeden deiner Beiträge. Die Jugend kennt das neue, moderne, mit eiligen Menschen und starkem Autoverkehr gefüllte Städtchen und So muß es wohl auch bleiben. Osterode hatte ja früher auch eine pulsierende Industrie, die durch neue ersetzt wurde. Beide Generationen aber freuen sich, wenn sie in deinen Beiträgen so wie am letzten Sonntag über die alte Burg, neues über die Vergangenheit erfahren. Den Älteren freut es sicher, wenn du dieses Thema mal, ansprichst und die Jugend ist sicher auch bereit, das Alte zu pflegen. Dank für deine Bemühungen um das Osteroder Gesehehen ob aus alter oder neuer Zeit,
Der alte Zonn.
Ein jeder Zahn,, den wir im Mund,
bleibt ohne Pflege nicht gesund,
doch wenn ein Loch mal drin,
muß.man zum Zahnarzt hin.
So geht's mit allem auf der Welt
was man nicht schützt, verfällt.
Ob's eine Kate oder Schloß tut sein,
nach und nach bröckelt Stein um Stein,
ein Beispiel ist die alte Burg,
sie hat Jahrhunderte hindurch
getrotzt Sturm, Regen, Frost und Schnee,
nur tat's ihr, wie bei uns nicht weh.
Sie zerfällt nun Tag für Tag
drum war deine Klage angebracht,
sicher wird's ein Echo geben
von deinem Aufruf, um Spenden beten.
Geld ist knapp wohl überall
auch im Stadtsäckel ist es der Fall,
doch wird's auch hier 'ne Lösung geben
auch bel dem Esel tat man's erleben;
es würde gegeben so manche Mark
und daß machte das Konto stark.
Du Echo am Sonntag tatest Anstoß geben
nun mög' Erfolg es auch geben,
die Burg zu retten vorm Verfall
mög' dieses Echo nun nicht verhallen.
Ein Echo am Sonntag Leser
Karl Wünsch, Osterode