Osteroder Allgemeiner Anzeiger vom 21. Oktober 1913:
Die Hundertjahrfeier der Leipziger Schlacht ist in unserer Gemeinde in schöner, würdiger Weise gefeiert worden. Der Gemeindevorstand und die Vorstände der Schützengesellschaft, des Männergesangvereins, der Freiwilliqen Feuerwehr und des Männerturnvereins hatten die Einwohner dazu eingeladen. Am Sonnabend abends 6 Uhr versammelten sich die Vereine und die Schulkinder auf dem in der Mitte des Ortes gelegenen freien Platze. Zwei alte schiefe Linden waren entfernt, und mitten auf dem Platze, der sich nun ganz stattlich ausnahm, harrte ein tiefes Baumloch der Hundertjahreiche, die gepflanzt werden sollte. Von sachverständigen Mitgliedern der Gemeinde waren die Vorbereitungen soweit getroffen, daß die Schulkinder nur noch die Erde an den Baum zu schütten hatten. Nachdem dies bei Fackelschein geschehen, sangen die Schulkinder der 1. und 2. Klasse: „Der Gott, der Eisen wachsen läß, der wollte keine Knechte." In packenden Worten hielt sodann Herr Lehrer Martin die Weihrede, in der er auf die Bedeutung des Tages hinwies und diese Eiche als lebendiges Zeugnis dafür hinstellte, daß wir allzeit der Väter dankbar gedenken und gleich ihnen für des Vaterlandes Schutz und Recht eintreten wollten. Nach einem nochmaligen Gesänge der Schulkinder schloß die Feier mit dem Gesänge: „Deutschland über alles." Nachdem die Fackeln und Lampions angezündet waren, setzte sich der Fackelzug unter Vorantritt der Feuerwehrkapelle in Bewegung. Der Zug ging bis "zur Stadtgrenze und dann die Freiheit hinauf hinter der v. Allwörden'schen Fabrik nach dem Schützenplatze. Herrlich sah es aus, als die feurige Schlange sich, den Berg hinaufzog. Auf dem Schützenplatze war ein Holzstoß aufgeschichtet, der nach Ankunft des Zuges in Brand gesetzt wurde. Die Kapelle spielte einige Weisen, die Schulkinder sangen: „Deutsches Herz, verzage nicht." Mit dem allgemeinen Liede: ,,O Deutschland, hoch in Ehren" fand ein Feier ihr Ende. Beim „Freiheiter Hof" löste sich der Zug auf, die meisten Teilnehmer sahen sich dann wohl zunächst die Illumination in der Stadt an, um sich darauf zum Kommers im „Freiheiter Hof" wieder zusammenzufinden. Gegen 9 Uhr eröffnete Herr Gemeindevorsteher Plümer, nachdem er die zahlreich Erschienenen herzlich begrüßt hatte, denselben mit einem Hoch auf den Kaiser. Das Hoch auf das Vaterland brachte Herr Kgl. Hegemeister Dietz in markigen Worten aus. Weisen der Feuerwehrkapelle, vor allem auch die herrlichen Lieder des Männergesangvereins, gemeinsame Lieder und humoristische Vorträge ließen die Stunden rasch enteilen. In treffenden Worten pries Herr Prokurist H. Müller die deutschen Frauen, die auch ihren Anteil an der Befreiung des Vaterlandes gehabt. In der Fidelitas wurde noch manch launiges Wort gesprochen, und es soll früh gewesen sein, als die letzten sich trennten. Alles in allem eine wohlgelungene, schöne Feier, deren sich unser Ort noch lange Jahre erinnern wird.
(st.) Vor einiger Zeit erhielt die Heimatstube Freiheit von Wilfried Kreiter aus Riefensbeek-Kamschlacken einige Bilder über den Bau der Fernwasserleitung von der Sösetalsperre bis nach Bremen durch die damals noch selbständige Gemeinde Freiheit. Schon 2 Jahre nach ihrer Gründung im Jahr 1927 begann die Gründungsfirma der heutigen HarzEnergie ein Wasserversorgungsnetz aufzubauen. Zu diesem Netz gehört unter anderem die Fernwasserleitung, die bis nach Bremen geht und dort das weiche Harzwasser in das Bremer Leitungsnetz einspeist. Insgesamt betreibt die HarzEnergie ein Leitungsnetz zur Wasserversorgung über ca. 520 km.
Wir selbst merken es immer wieder, wie weich das Wasser ist. Beim Händewaschen bekommt man kaum die Seife von den Händen. Der Nenndruck für die Leitung Söse-Nord beträgt 10 - 16 bar.
Aber zurück zu den mühseligen Arbeiten bei der Verlegung der ca. 70 cm bis 80 cm im Durchmesser messenden Rohre. Die Ausschachtungen erfolgten in den Jahren 1929/1930 im Bereich Freiheit weitgehend per Hand. Wie schwierig das ist, kann man an dem steinigen Untergrund erkennen. In Freiheit kam hinzu, dass in einem Bereich an der Hauptstraße die Leitung unter einem Haus hindurch geführt werden musste. Hier legte man eine doppelwandige Rohrleitung, um dadurch eine bessere Sicherheit für das Haus zu bekommen. Es wurde ein 80 cm Rohr gelegt und ein 70 cm Rohr hineingeschoben.
Auf der gegenüberliegenden Seite zum Butterberg hin gab es eine Häuserlücke, die man ganz gut für die Verlegung der Leitung nutzen konnte. Das ist die kleine Lücke zwischen den Hausnummern 24 und 26 in der Hauptstraße.
Unweit der Alten Burg auf dem Butterberg legte man eine Abzweigung zum Wassernetz der Stadt Osterode. Hier bekommt Osterode das gute Wasser eingespeist.
Nach der Querung der heutigen Hauptstraße führt die Leitung dann weiter unter der Baumhofstraße und der Alten Harzstraße hindurch um dann in Bremen zu enden. Soweit ein kurzer Anriss der Geschichte.
Die Bilder zeigen die Verlegung mit Pferd und Wagen und per Hand im Ortsbereich von Freiheit. Die Abstützungen, wie sie im Bereich der Hauptstraße bei den Schachtarbeiten gemacht wurden, würde man heute in dieser Form sicherlich nicht mehr zulassen.
Im Bereich der Alten Burg/Burgweg kann man erkennen, dass 1929/30 der Friedhof nach rechts nicht weit von der Fernwasserleitung entfernt ist.
Die Heimatstube Freiheit bedankt sich bei Wilfried Kreiter, der früher in der ehemaligen Grundschule Freiheit, Hauptstraße 52, wohnte.
(st.) Mit der neuen Straßenführung der Bundestraße 241 von Osterode nach Clausthal-Zellerfeld wurde es auch erforderlich, einen Fuß.- und Radweg nach Lerbach neu zu gestalten. Hier gab es schon in den früheren Jahren einen durch den Wald entlang des Lerbaches führenden Waldweg. Dieser Waldweg ging am Karlsteich vorbei bis zum unteren Ortseingang Lerbach.
Kurz vor der Überführung der B 241 überquert man den Lerbach über eine kleine Holzbrücke, die sich in ihrer Bauweise sehr gut in die bereits beginnende Harzlandschaft einfügt.
Die Straßenüberführung der B 241 für den Lerbach wurde so breit angelegt, dass hier der Fuß- und Radweg seitlich neben dem Lerbach mit hindurchgeführt werden konnte. Vorbei am ehemaligen Forsthaus zwischen Freiheit und Lerbach am unteren Ortsende von Lerbach gelangt man dann in den heutigen Ortsteil Lerbach.
Man nannte den Weg "Philosophenweg". Gleich hinter dem ehemaligen Kurhaus Eichenthal, an der jetzigen Einfahrt zum Autohaus Tschuk setzte man einen Granitfindling mit dem Namen am Anfang des Weges. Auch das Erstellungsjahr 1986 wurde auf dem Stein festgehalten.
Nachdem die Heimatstube Freiheit vor einigen Jahren den Stein gereinigt und die Schrift erneuert hatte, beschloss der Ortsrat Freiheit im Jahr 2019, den Stein reinigen und den Schriftzug erneuern zu lassen. Diese Arbeit wurde nun (2020) ausgeführt.
Leider kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu unschönen Handlungen an der Beleuchtung des Weges und in dem Tunnel unter der B 241. Abgebrochene Lampen, Schmierereien und Beschädigungen der Leuchtmittel in dem Tunnel führten zu unnötigen Reparatur- und Reinigungskosten.
Etwa gegenüber der Unterführung des Lerbaches und des Philosophenweges beginnt der Degenkopfweg. Man kann sagen, das ist ein schöner Ausgangspunkt für weiterführende Wanderungen. Gleich neben dem Tunnel ist ein großer Parkplatz vorhanden und man kann von hier aus gut zum Degenkopfweg gelangen.
Unsere Bilder zeigen den Beginn des Philosophenweges und den Findling vor und nach der Reinigung, sowie die kleine Holzbrücke über den Lerbach neben der B 241.
(st.) Wo ist nur die Zeit geblieben? Viele Jahre ist es her, dass der Karlsteich bei Freiheit nicht mehr vorhanden ist. Der Ausbau der Bundesstraße 241 von Osterode nach Clausthal-Zellerfeld führte im Rahmen der umfangreichen Erdarbeiten und der Ablagerung der Erdmassen aus dem Tunnelbau dazu, dass auch der Karlsteich ein Opfer dieser Arbeiten wurde. Er wurde im Rahmen der Arbeiten zugeschüttet. Die dort an der neuen Bundestraßenführung errichtete Stützmauer konnte nicht anders befestigt werden. Man hatte Sorge, dass sie in dem weichen Untergrund nicht ausreichend Halt hat. Ich selbst kann mich noch sehr gut an die kurz davor befindlichen Baracken der ehemaligen Firma HEBER erinnern. Die Baracken standen am Lerbach, gleich hinter der Zufahrt zur B 241. Dort hatte die Firma Imperial riesige Kartons mit aus der Produktion übrig gebliebenen elektronischen Bauteilen gelagert. Später wurden in den Baracken noch Schallplatten gelagert, die aus dem Musikverlag von Erich Storz kamen. Noch lange nach dem Abriss der Baracken konnte man am Lerbach Schallplatten finden. Doch zurück zum Karlsteich.
Vor Jahren hatten wir allerdings das Glück, Zeitzeugen zum Karlsteich zu befragen. So berichtete uns Fritz Stoffregen vor vielen Jahren, wie es rund um den Karlsteich aussah. Es stand dort unter einer großen Linde oder Ulme rund um den Baum eine Bank. Das war dort, wo früher der Zulauf zum Teich war. Oftmals ließen sich Wanderer oder Einwohner aus Lerbach auf ihrem Weg nach Osterode oder nach Hause auf dieser Bank nieder. Das Kurhaus Eichenthal war zur dieser Zeit noch in Betrieb. Es gab, so berichtete Fritz Stoffregen weiter, auch ein kleines Stauwehr im Lerbach. Das hier angestaute Wasser verführte manchen jungen Einwohner aus Freiheit zu einem kühlen Bad in den warmen Sommertagen. Marie Werner konnte bestätigen, dass auch im Karlsteich gebadet wurde. Und, was sich sonst noch so unter der Ulme oder Linde abgespielt hat in den warmen Sommernächten? Na ja, das konnten wir nicht mehr herausfinden. Der Teich selbst war etwa 80 m X 40 m groß.
Wir haben jedoch ein Bild bekommen, das den Karlsteich zeigt. Auch heute noch sind im Bereich des Teiches einige hohe Tannen, nicht Fichten, vorhanden.
Unser Bild zeigt den Karlsteich in den 30er Jahren.
Otto Schönfelder (Schönfelder-Bildwerbung) hatte das Bild von einer alten Karte reproduziert
Stadtplan von 1962
HarzKurier vom 20.Januar 2020:
Serie Ausflugtipp Museum
Die Heimatstube Freiheit bewahrt viele Exponate aus der Heimatgeschichte. Jeden zweiten Dienstag im Monat ist sie geöffnet
Von Michael Paetzold
Freiheit. Es ist der zweite Dienstag im Monat, und pünktlich um 19 Uhr öffnet die Heimatstube im Osteroder Ortsteil Freiheit ihre Türen.. Sicher: Meist ist es der gleiche Kreis Heimatinteressierter, der hier zusammenkommt, aber den festen Kern bilden immerhin bis zu 14 Besucher.
Verabredet bin ich mit Günter Steinemann schon eine Stunde vorher, um die Sammlung ungestört zu begutachten. Steinemann ist Schriftführer des gemeinnützigen Vereins Heimatstube Freiheit mit Vorsitzender Kristina Stoffregen, Stellvertreter Dr. Stefan Kuli und Kassenwart Ulrich Wrede. Schon seit dem 25. April 1995 besteht die Heimatstube, erzählt Steinemann, sie begeht in diesem Jahr folglich ihren 25. Geburtstag.
Über rund 100 Quadratmeter Ausstellungsfläche verfügt die Heimatstube im ersten Stock des ehemaligen Schulgebäudes, das sie sich mit dem DRK, den Reservisten und dem 1. FC Freiheit teilt. ״Das ist so etwas wie unser inoffizielles Dorfgemeinschaftshaus", verrät Steinemann. Die Stadt stellte das Gebäude kostenlos zur Verfügung. Dafür kümmern sich die Vereine um die Pflege der Außenflächen und das Gebäudeinnere. 2007 war die Freiheiter Grundschule geschlossen worden, und es musste eine sinnvolle Nachnutzung für den historischen Backsteinbau gefunden werden. Das ist gelungen!
Reise durch die Ortsgeschichte
Ein Rundgang durch die Ausstellungsräume ist eine Reise durch die Geschichte des Ortes am Fuße der alten Burg. Sie sind teils vollgepackt mit unterschiedlichsten Ausstellungsstücken, wie man es von vielen Heimatstuben kennt, nur grob geordnet, für Freunde der Heimat- und Ortsgeschichte aber weithin spannend und für so manchen besonderen Fund gut. ״Hinter jedem Objekt seht eine eigene Geschichte, alle wurden von Freiheitern gestiftet", weiß der Schriftführer und macht aufmerksam auf besondere Stücke, die in der Fülle der Objekte leicht untergehen. Ein kleines Arbeitsgeschirr für Ziegen beispielsweise.
Zigarrenpressen, Exponate aus der Schulgeschichte, Haushaltsgegenstände, Geschnitztes, Schuhmacherwerkzeug und Bilder aus dem Ortsleben reihen sich ein in einen üppigen Bestand mit alten Arbeitsgeräten, Kleidung, der Fahne der Schützen und Erinnerungsstücken des Musikzugs der Feuerwehr. Und es gibt vieles mehr zu sehen!
Natürlich ist die Alte Burg Thema, der sich Professor Dr. Holger Kulke aus Clausthal zu Lebzeiten intensiv widmete und ihre Erbauung in die Zeit von 1.000 datierte. Scherben von Weserkeramik und mittelalterliches Grausteinzeug, alles Funde aus Grabungen an der Burg, zeugen vom Burgleben und sind in Flachvitrinen ausgestellt. Eine detailgetreue Zeichnung der längste verfallen Anlage, von der nur der marode Turm übrig geblieben ist, schuf Frank Borchers, einst Zweigstellenleiter der ehemaligen Sparkasse in Freiheit nach entsprechenden Unterlagen und den erhaltenen Grundmauern.
Besonders stolz ist die Heimatstube auf eine umfangreiche Sammlung von Imperialgeräten, Radios und Fernseher, die im heute noch existierenden Industriekomplex gefertigt wurden. Das älteste Radio stammt aus dem Jahr 1923, ein Rundfunkempfänger, allerdings von Siemens und Halske.
Es geht auf 19 Uhr zu, der Kassenwart mit Ehefrau trifft ein, kurz danach Wolfgang Wiedemann, Vorsitzender vom MGV Freiheit. Weitere Gäste folgen. So wird die Runde auch an diesem zweiten Dienstag im Monat wieder komplett, wird sich gemütlich austauschen und um Themen aus ihrem Heimatort, ob geschichtlich oder aktuell, nicht verlegen sein. Alles gut also?
Mangelnder Nachwuchs macht Günter Steinemann allerdings langfristig Sorgen. ״Die Jugend ist nicht mehr so interessiert an der Ortsgeschichte", meint er. Wie es in zehn Jahren aussehen wird mit dem Verein und einer Sammlung, die nur im direkten Verband mit dem Ort von Relevanz ist, da kann er deshalb nur spekulieren.
Derzeit aber ist der Verein nicht in Gefahr, hat 98 Mitglieder, und auch neue kommen zuweilen dazu. Und so können Interessierte die Sammlung auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Absprache mit Günter Steinemann (Tel.: 05522/....) besuchen.
Entfällt:
Busfahrt zum Jubiläum
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens plant die Heimatstube eine Busfahrt für Mitglieder am Dienstag, dem 12. Mai, durch den Harz.
Start ist um 8 Uhr auf der Bleichestelle, die Fahrt führt zunächst bis Gernrode mit Besichtigung der Stiftskirche St. Cyriakus. Dann geht es weiter nach Quedlinburg mit Stadtführung und später zur Teufelsmauer. Für die Fahrt werden 20 Euro berechnet inklusive Kosten für Führungen sowie einem kleinen Imbiss unterwegs. Anmeldungen nimmt Günter Steinemann unter 05522/.... entgegen oder unter Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
HarzKurier vom 26.02.2000
Serie: Von Land und Leuten (38)
Von Albrecht Schütze
Freiheit. Die Eseltreiber von Freiheit werden vielfach nur im Zusammenhang mit dem Bau des Kornmagazins (1722) und dem damit verbundenen Transport des Brotgetreides in den Oberharz gesehen, dabei ist diese Gruppe von Erwerbstätigen viel länger in Freiheit ansässig gewesen.
Bis zum Ausbau der Straße von Freiheit durch das Lerbachtal über den Schieferberg nach Clausthal im Jahr 1845 waren die Wegeverhältnisse von Osterode über Freiheit in den Harz sehr beschwerlich. Geröll, Schnee, auch Wasser, versperrten oftmals den Weg durch das Tal. Die Höhenwege „Alte Harzstraße" und Hundscherweg" waren für Gespanne ungeeignet. Nur Lasttiere konnten eingesetzt werden, um größere Mengen an Handelswaren zu transportieren.
Nach Chronikunterlagen zogen bereits im 16. Jahrhundert Eseltreiber aus Freiheit in und über den Harz hinweg bis nach Osterwieck (Handelsknotenpunkt Braunschweig-Magdeburg). Nach Chroniken zu urteilen, gehört die Haltung von Maultieren als Lastenträger mit zu den bedeutungsvollen Existenzgründungen des Dorfes Freiheit. Die Arbeit eines Eseltreibers konnte nicht jeder übernehmen. Eine stabile Gesundheit, Wagemut und Entschlusskraft waren erste Voraussetzungen. Es ist belegt, dass die Freiheiter Eseltreiber auch beschwerliche Wege durch unwegsame Täler nicht scheuten. Bei Wind und Wetter kamen die Treiber ihrer Arbeit nach. Sie zogen als Gruppe, um gegebenenfalls gegenseitige Hilfe leisten zu können, denn die Pfade bargen manche Überraschung und Gefahr. Das Harzklima erforderte ganzjährig eine zuverlässige, beschrieben, die auch zu Spott und Neckereien Anlass gaben, besonders wenn sie Alkohol getrunken hatten.
In Oberharzer Mundart ist über die Freiheiter Eseltreiber berichtet: „...Disse vierbäning Languhren (dos häßt de Esel) waren äne ware Plohg, denn wenn se ihre Säck lus waren, su schtanden se mehrschtens schtunnelang, weil de Harrn Eseltreiwer ahmsu lang drinne in Loden sohzen un ihre Ziropsafterbrude (Sirupsaftbrote) un Kasschticker (Käsehappen) verzährten, wu natierlich ahch ä Kläner drzu genumme wur. Un de Esels wußten vor Langer-weil ahch nischt wätter als wie de Leit zu kujenieren (schikanieren) denn mit Hintenaus-schlahn war dos falsche Viehzeig immer bei dr Hand. Daß se wos ze frassen kriegen, ho ich net viel gesahn, un aus dissen Grund waren se wull ahch mehrschtens in dar rawiateen Schtimmung. De Eseltreiwersch schliefen mannichsmol of ihren Gaul un sohngs net, un wachten oft ärscht auf, wenn dos alte Grauthier of dr Freihät all vor'n Schtall schtand..."
Die Eseltreiber unter sich bildeten eine „Berufsgruppe", die kameradschaftlich zusammenhielt. Die Eseltreiberschenke „Haus Sonne" (Hauptstraße 21), erbaut 1700 (Foto), ist älter als das Kornmagazin in Osterode und könnte schon vor der Hochkonjunktur durch den Transport des Brotgetreides von Osterode nach Clausthal eine „Treiberstation" gewesen sein. Durch das Hinterhofgebäude (Stallung und Schuppen) führt eine schmale Gasse (Foto) mit Kieselsteinen ausgelegt vom Hof zur Abzweigung „Koppelweg" (Baumhofstraße) und der „Alten Harzstraße".
Foto: Haus Sonne (Hauptstraße 21), erbaut 1700, mit der Gasse vom Innenhof zur Alten Harzstraße. Foto: Schütze
Osteroder Kreis=Anzeiger vom 24.12.1992
Die Freiwillige Feuerwehr Freiheit zählt zu ersten Mal mehr als 500 Mitglieder
FREIHEIT (er) Als die Freiwillige Feuerwehr Freiheit im Mai dieses Jahres 115 Jahre alt wurde, gehörten ihr insgesamt 435 Mitglieder an. Jetzt am Jahresende sind es 530, davon sind 90 aktive und fast 440 fördernde Mitglieder. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Feuerwehr, daß man mehr als 500 Mitglieder hat.
Bedeutet es doch, daß etwa 23 Prozent der Einwohner der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes angehören. Darauf ist das Kommando der Wehr besonders stolz. Bei der Werbung neuer fördernder Mitglieder hat sich der ehemalige stellvertretende Ortsbrandmeister, Waldemar Woschkeit, ganz besonders hervorgetan.
Er konnte allein 80 Freiheiter Bürger von der Notwendigkeit überzeugen, daß eine aktive und schlagkräftige Wehr heute mehr denn je auf die Unterstützung einer breiten Bevölkerungsschicht angewiesen ist. Gerade dadurch war es in den vergangenen Jahren möglich, erforderliche Ausrüstungsgegenstände anzuschaffen.
So konnten beispielsweise 1992 eine Motorsäge für rund 1000 Mark und zusätzliche Bekleidungsstücke für den Einsatz angeschafft werden. Die Fahrzeughalle wurde in Eigenleistung renoviert. Auch ari dem Kauf neuer Instrumente für den Feuerwehrmusikzug möchte man sich in diesem Jahr noch mit einem Zuschuß beteiligen.
Da jeder einzelne schnell einmal auf die Hilfe der Feuerwehr angewiesen sein könnte, sollten eigentlich alle verantwortungsbewußten Bürger ernsthaft erwägen, ob sie nicht die Männer und Frauen, die zu jeder Stunde einsatzbereit sind, wenn es darum geht, bei vielerlei Gefahren Hilfe zu leisten, durch einen geringen Jahresbeitrag in ihrer Arbeit zu unterstützen.
Dieter Waldow, der vor kurzen als 500. Mitglied der Wehr beitrat, wurde mit einem kleinen Geschenk und einem Blumenstrauß geehrt.
Das Bild zeigt den stellvertretenden Freiheiter Ortsbrandmeister Rüdiger Peinemann, Dieter Waldow, der als 500. Mitglied der Wehr einen Blumenstrauß erhielt, Ortsbrandmeister Hermann Helbing und den ehemaligen stellvertretenden Ortsbrandmeister Waldemar Woschkeit (von links) während der Jahresversammlung. Foto:Schönfelder
Harz-Kurier vom 27.07.1990:
Tornado-Preiswirbel" ging in einem Feuersturm unter
Osterode-Freiheit (in). Ein verheerender Großbrand hat in der Nacht zum Dienstag im Oste-roder Ortsteil Freiheit einen Sachschaden von mindestens 5 Millionen DM verursacht. Gegen 1 Uhr begannen aus einem ehemaligen Industriekomplex in der Hauptstraße helle Flammen zu lodern. Innerhalb von wenigen Stunden ging dann der dort ansässige Sonderposten-Markt ,,Tornado" (,,der Preiswirbel") in einem Feuersturm unter. Bei der Kripo Osterode, die noch in der Brandnacht zusammen mit dem Brandschutzsachverständigen des Landkreises Osterode die Ermittlungen aufnahm, geht man von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Eine technische Brandursache, so ein Kripo-Sprecher gegenüber unserer Zeitung, wird hingegen ausgeschlossen.
Nach den bisherigen Erkenntnissen spricht vieles dafür, daß in der Nacht zum Dienstag zunächst in den Sonderposten-Markt eingebrochen wurde. Jedenfalls stellten die ermittelnden Beamten fest, daß die Tür zu einem Büro aufgeknackt worden war. In dem vom Feuer weitgehend verschonten Raum hatten die Täter die Wände und Einrichtungsgegenstände vollkommen mit Farbe beschmiert. Möglich, daß die Einbrecher aus Frust, nicht die passende Beute gefunden zu haben, dann Feuer legten und den Markt regelrecht abfackelten.
Feuerwehr und Polizei wurden kurz nach 1 Uhr über Notruf von dem Brand in Freiheit informiert. Wenige Minuten später heulten in der Innenstadt die Sirenen. Die Männer der Freiwilligen Feuerwehr Freiheit mußten rasch erkennen, daß dieser Einsatz für sie allein einige Nummern zu groß war. Innerhalb von kurzer Zeit rückte Verstärkung aus Lerbach, Osterode und Förste an. Später kam dann auch noch die Wehr aus Bad Lauterberg mit ihrer Drehleiter hinzu. Insgesamt waren 14 Löschfahrzeuge und zwei große Drehleitern vor Ort, kämpften 120 Feuerwehrleute gegen die Feuersbrunst.
Vermutlich wurde der Brand in einem rückwärtigen Flachbau gleich hinter dem mehrstöckigen Hauptgebäude gelegt. Die Flammen fanden auf der rund 3.000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche rasch genügend Nahrung: Lebensmittel, Kleinmöbel wie Sessel und Sonnenschirme, Autoradios und Grillbriketts verbrannten innerhalb von kürzester Zeit. Vasen und Schalen platzten, Dosen knallten. ,,Die Erbsensuppe spritzte bis zur Leiter hinauf' ', berichtete ein Feuerwehrmann. Innerhalb von einer halben Stunde bildete der gesamte Flachbau ein flammendes Inferno.
Wie ein Sprecher der Feuerwehr mitteilte, bestand die Schwierigkeit beim Löschen vor allem darin, überhaupt erst einmal an den Brandherd in dem verbauten Komplex heranzukommen. Durch die vielen brennenden Kunststoffartikel bildete sich zudem starker Rauch mit giftigen Dämpfen, so daß die Wehrmänner nur mit Preßluftatmern an den Brandherd heranrücken konnten. Mehr als drei Stunden lang wurde aus allen verfügbaren Rohren Wasser in die Flammen gepumpt. Dann war das Feuer unter Kontrolle.
Der Flachbau war allerdings nicht mehr zu retten, doch dafür konnte zumindestens das mehrstöckige Hauptgebäude gehalten werden. Zwar züngelten auch hier die Flammen am Dachstuhl, doch größerer Feuerschaden entstand dadurch nicht. Allerdings wurde der in diesem Gebäude untergebrachte Schallplatten-Vertrieb Storz erheblich durch Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen. Viele der hier gelagerten Schallplatten, Musikkassetten und CDs dürften wohl nur noch als Sonderposten absetzbar sein. Außerdem wurde die Computeranlage des Vertriebes ein Raub der Flammen.
Freiheit· In der Nacht zum Dienstag wurde der Sonderpostenmarkt in der Hauptstraße vermutlich von Einbrechern in Brand gesteckt. Das ganze Ausmaß des Schadens Fotos: Lowin/Schönfeider
1928 schreibt Hermann Gittner in seinen Buch von 3 Fremdenheimen:
Alte Harzstraße 7:
1 Zimmer, 1 Bett, Preis pro Bett 1,50
Verschiedenes: Garten, Laube
ohne elektrisches Licht
Baumhofstraße 6A:
1 Zimmer, 1 Bett, Preis pro Bett 1,75 Elekr. Licht
Verschiedenes: Garten, Veranda
Hauptstraße 1:
Fr. Brüdern
4 Zimmer, 5 Bett, Preis pro Bett 2,-- Elekr. Licht Verschiedenes: Garten,
alle 3 Fremdenheime besitzen zu diesem Zeitpunkt weder Wasserklosett noch ein Bad
Clausthal, Pieper' schen Buchdruckerei (Bruno Reiche) 1907
Sonderabdruck aus den ,,Öffentlichen Anzeiger für den Harz" (von Hermann Ey) ,
Seite 66-67:
De Eseltreiwer von dr Freihät, die friher fast alle Tohk mit ihren Tropp Esel schwäre Trachten Kallig oder Korn von Osterod raufschleppten, sän jetz wull ahch ausgeschtorm; ich ho zum wenigsten käne meh gesahn. Disse vierbäning Languhren (dos häßt de Esel) waren äne ware Plohg, denn wenn se ihre Säck lus waren, su schtanden se mehrschtens vorn in dr Zahntnerschtroß, schtunnelang, weil de Harrn Eseitreiwer ahmsu lang drinne in Loden bän alten Walter sohzen un ihre Ziropsafterbrude un Kasschticker verzährten, wu natierlich ahch ä Kläner drzu genumme wur. Dr Hirt Fritz, dar ne immer äntrichtern mußte, hot se hunnert un tausend Mol zum Teifel gewinscht. Dr Hugo Walter schmiß ämol än raus, dar dickdrewesch un frach geworrn war un dar die Papsen links und rachts von' ne ehrlich verdient hatte. Denn dr Walter war ä forscher Karl un fackelte net lang. Dar Eseltreiwer wußte gar net, wie're dann huhng Tritt robgekumme war. Har kluhpschte nauf nohch dr Hausthier, dorfte sich ower net wieder blicken loßen. Un de Esels an Gamaschenschneider Bargmann sän Haus wußten vor Langerweil ahch nischt wätter als wie de Leit zu kujenieren, die in dr Zahntnergaß nein oder raus mußten, denn mit Hintenausschlahn war dos falsche Viehzeig immer bei dr Hand. Daß se wos ze frassen kriegen, ho ich net viel gesahn, un aus dissen Grund waren se wull ahch mehrschtens in dar rawiaten Schtimmung. Of dn Hämwahk kunnten se ju immer noch ämol rachts und links von dr Schorschee in dr Wies' giehn un sich soht frassen. Denn de Eseltreiwersch schliefen mannichsmol of ihren Gaul un sohngs net, un wachten oft ärscht auf, wenn dos alte Grauthier of dr Freihät all vor'n Schtall schtand. Wenn hinnewieder Äner runtergesegelt is, hots ju ahch kän Schoden wätter getan. Uhm of dr Osterederschtroß war ämol Äner su knille, daß 'r von sän bockbäning Esel immer wieder obgeschmissen wur, su viel wie se 'ne ahch naufhalfen, von dr rachten oder von dr linken Seit. Endlich hatt ne dar Esel ower mit sän Rezept su weit nichtern gemacht, daß ´r drnahm har laufen kunnte.
Ich gläb, de Clastholer han käne Thrane drhinterhar vergossen, wenn epper dis berihmte Eseltreiwer-lnschtitut ängegange sein sollte.