U. Wrede Quelle: Osteroder Allgemeiner Anzeiger Dienstag, den 21. Oktober 1913
Amtliches Kreisblatt des Kreises Osterode am Harz Nr. 125
Die Hundertjahrfeier der Leipziger Schlacht ist in unserer Gemeinde in schöner, und würdiger Weise gefeiert worden. Der Gemeindevorstand und die Vorstände der Schützengesellschaft, des Männergesangvereins, der Freiwilligen Feuerwehr und des Männerturnvereins hatten Einwohner dazu eingeladen. Am Sonnabend abends 6 Uhr versammelten sich die Vereine und die Schulkinder auf dem in der Mitte des Ortes gelegenen freien Platzes. Zwei alte schiefe Linden waren entfernt, und mitten auf dem Platze, der sich nun ganz stattlich ausnahm, harrte ein tiefes Baumloch der Hundertjahreiche, die gepflanzt werden sollte. Von den sachverständigen Mitgliedern der Gemeinde waren die Vorbereitungen soweit getroffen, dass die Schulkinder nur noch die Erde an den Baum zu schütten hatten. Nachdem dies bei Fackelschein geschehen, sangen die Schulkinder der 1. und 2. Klasse: der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte. In packenden Worten hielt Herr Lehrer Martin die Weihrede, in der er auf die Bedeutung des Tages hinwies und diese Eiche als lebendiges Zeugnis dafür hinstellte, dass wir allzeit der Väter dankbar gedenken und gleich ihnen für des Vaterlandes Schutz und Recht eintreten wollten. Nach einem nochmaligen Gesänge der Schulkinder schloß die Feier mit dem Gesänge: Deutschland über alles. Nachdem die Fackeln und Lampions angezündet waren, setzte sich der Fackelzug unter Vorantritt der Feuerwehrkapelle in Bewegung. Der Zug ging bis zur Stadtgrenze und dann die Freiheit hinauf hinter der v. Allwörden´schen Fabrik nach dem Schützenplatze. Herrlich sah es aus, als die feuerige Schlange sich den Berg hinaufzog. Auf dem Schützenplatze war ein Holzstoß aufgeschichtet, der nach Ankunft des Zuges in Brand gesetzt wurde. Die Kapelle spielte einige Weisen, Die Schulkinder sangen: Deutsches Herz verzage nicht. Mit dem allgemeinen Liede: O Deutschland, hoch in Ehren fand die Feier ihr Ende. Beim Freiheiter Hof löste sich der Zug auf, die meisten Teilnehmer sahen sich dann wohl zunächst die Illumination in der Stadt an, um sich darauf zum Kommers im Freiheiter Hof wieder zusammen zufinden. Gegen 9 Uhr eröffnete Herr Gemeindevorsteher Plümer, nachdem er die zahlreich Erschienenden herzlich begrüßt hatte, denselben mit einem Hoch auf den Kaiser. Das Hoch auf das Vaterland brachte Herr Kgl. Hegemeister Dietz in markigen Worten aus. Weisen der Feuerwehrkapelle, vor allem auch die herrlichen Lieder des Männergesangvereins, gemeinsame Lieder und humoristische Vorträge ließen die Stunden rasch enteilen. In treffenden Worten pries Herr Prokurist H. Müller die deutschen Frauen, die auch ihren Anteil an der Befreiung des Vaterlandes gehabt. In der Fidelitas wurde noch manch launiges Wort gesprochen, und es muss früh gewesen sein, als die letzten sich trennten. Alles in allem eine wohl gelungene, schöne Feier, deren sich unser Ort noch lange Jahre erinnern wird.
HarzKurier 4.12.1999
Serie: Von Land und Leuten (35)
Vergessene Erinnerungsbäume - von Albrecht Schütze
Osterode. Anläßlich besonderer Ereignisse wurden früher und werden auch noch heute Bäume gepflanzt, die eine Erinnerung wachhalten sollen. Im Verlauf der Zeit ändern sich jedoch die Ansichten über die einst hoch eingeschätzten Ereignisse und mancher Baum verlor seine zugedachte Bedeutung.
In Freiheit wurde am 18. Oktober 1913 der Völkerschlacht bei Leipzig gedacht und eine Eiche gepflanzt. Die Jahrhundertfeier wurde nach Chronikunterlagen festlich begangen. Schulkinder der Freiheiter Volksschule wurden als Hauptakteure eingesetzt. Zunächst wurde der Platz vor der Müllerschen Eisengießerei in der Hauptstraße instandgesetzt. Gedichte sowie patriotische Lieder wurden in der Schule eingeübt und am Jubiläumstag vorgetragen. Ein Eichbäumchen wurde gepflanzt und die Bedeutung der Völkerschlacht von 1813 gegen Napoleon mit eindrucksvollen Worten durch den Schulleiter W. Oehlkers gewürdigt.
Auf Veranlassung der Regierung sollte gleichzeitig das 25-jährige Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelms II (3 Kaiserjahr 1888) bei der Feier mit einbezogenwerden. Die gepflanzte Eiche sollte zukunftsweisend eine gerechte Zeit symbolisieren. Eichen waren schon den Germanen heilig und oftmals als Gerichtsbaum ausersehen. Bekanntlich können Eichen Jahrhunderte überdauern, daher wurden sie gern als Erinnerungsbaum für außergewöhnliche, geschichtliche Ereignisse gepflanzt.
Die Völkerschlacht- bzw. Regierungsjubiläumseiche trug kein Schild, das auf ihre Bedeutung hinwies, so geriet der Anlass der Pflanzung in Vergessenheit. Der Baum wurde 1960 entfernt, als die Eisengießerei Müller den Platz für den Bau einer Fabrikationshalle einbezog. Ein ähnliches Schicksal ereilte die „Luthereiche“, die 1883 anlässlich des 400. Geburtstags von Martin Luther auf dem Schützen platz gepflanzt wurde. Der Standort ist ungenau überliefert, so dass der Baum heute nicht mehr eindeutig ausfindig gemacht werden kann. In der Chronik heißt es:,, . . . es ist die Eiche, welche nach dem Harzgebirge zu steht“. In der nachfolgenden Zeit sind aber weitere Eichen auf dem Schützenplatzgelände in Freiheit gepflanzt worden, so dass nur das geschätzte Alter eine genauere Bestimmung erlauben würde. Vielleicht ist die „Luthereiche“ aber ungeachtet längst gestürzt, wie die 1928 gepflanzte „Turnereiche“, die durch den Orkan 1997 schwer geschädigt, aus Sicherheitsgründen gefällt werden musste. (Standort: ehemaliges Turnerehrenmal)
Nur eine „Erinnerungseiche“, gepflanzt am 22. März 1897, steht noch heute auf dem Schützenplatz in Freiheit. Es ist die „Kaiser-Eiche“, die in Erinnerung an den 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. von Schulkindern gepflanzt wurde. Dieser Baum erhielt eine gusseiserne Tafel und ein eisernes Schutzgitter, das 1971 entfernt werden musste, weil der Baumumfang das Gitter sprengte.
Der Platzwart Günter Dix konnte diese Eiche eindeutig bezeichnen und die Eisentafel vor der Verschrottung bewahren.
„Kaiser-Eiche“ Günter Dix hält das Erinnerungsschild von 1897 und zeigt damit die Höhe des Schutzgitters an der Kaiser-Eiche an. Foto: Schütze
Harz Kurier 2.01.1997
Vor 130 Jahren [1997] gestorben
Ein fast vergessener Kirchenpädagoge, Pastor Schmidt
Osterode. Friedhöfe mäßigen im allgemeinen den eben noch hastigen Schritt über die Straße oder aus dem Auto. Dies gilt lagebedingt besonders für den Hauptweg von der Friedhofskapelle in Osterode hinauf zum oberen Teil der Grabfelder. Auf dem Weg dorthin begleiten zur Rechten Grabdenkmale unterschiedlicher Gestaltungsformen, Bepflanzungen und Schriftzeichen den Friedhofsbesucher. Zur Linken dagegen erstreckt sich eine Stützmauer mit fast gleichförmigen Steinbrocken, die an einer Stelle von einer Gedenktafel unterbrochen werden: „Hier starb am 1. Januar 1867 der Pastor prim. Schmidt”.
130 Jahre ist es her - ein Ereignis, das die Bürger in Osterode bewegte, besonders die Einwohner von Freiheit, denn es war ihr Pastor, der nachmittags um 3.00 Uhr bei einer Leichenbegleitung tot zusammenbrach.
Pastor Schmidt stand im 68sten Lebensjahr und hatte für Osterode außergewöhnliche Arbeit geleistet. Als 30jähri-ger kam er 1829 zur St.-Aegi-dien-Gemeinde und übernahm den Vorsitz im Schulvorstand der Freiheiter Schule (Die amtliche Schulaufsicht unterlag der Kirche bis 1919). Pastor Schmidt, gebürtig in Herzberg am Harz, heiratete Amalie Niederstadt, Tochter des Oberförsters Niederstadt aus Herzberg und engagierte sich als Schulsachverständiger. Er gründete bereits 1831 die Gewerbeschule für Lehrlinge aller Handwerksberufe (der Vorläufer der heutigen Berufsschule) und ein Jahr später die Höhere Töchterschule, die später den Namen Luisenschule bzw. Lyzeum trug. Gegen den Widerstand behördlicher und gesellschaftspolitischer Interessengruppen setzte er sich dafür ein, eine gleichwertige Schulbildung für Mädchen anzubieten. Über einen Förderverein erreichte er dieses Ziel und richtete einen Unterrichtsraum im Obergeschoß des Kaufmanns A. Meißbach, Scheffelstraße 2 (heute Praxisräume Dr. Klingebiel) ein.
In seine Amtszeit fiel die Hungersnot von 1847 und die Revolution 1848-49, dazu die Cholera-Epedemie 1850-51. Keine günstigen Voraussetzungen, soziale Verbesserungen zu erwirken, für die er sich unermüdlich einsetzte. Gemeinsam mit Pastor Max gründete er zu der seit 1831 bestehenden gewerblichen Fortbildungsschule für Lehrlinge nun für Mädchen eine „Industrieschule”. Ziel dieser Schule war, junge Mädchen, die kaum Aussicht auf eine bezahlte Beschäftigung hatten, so zu befähigen, daß sie sich ihren Lebensunterhalt sichern konnten. Schwerpunktewaren Stricken, Nähen, Ausbessern von Kleidung, Fertigkeiten am Spinnrad, so daß sie als qualifizierte Hausgehilfin oder Heimarbeiterin auf Stellungssuche gehen konnten.
Das Besondere an dieser Ausbildung war, daß die erstellten Erzeugnisse verkauft wurden, der Erlös den jungen Mädchen zugute kam. Der pädagogische Wert, das Selbstwertgefühl der Mädchen auf diese Weise aufzubauen, war für die damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse ein lebensnotwendiger Baustein. Am 30. Januar 1850 wurde im Schulhaus auf der Freiheit (heute Parkplatz Tengeimann) diese „Industrieschule” gegründet. Zu der Zeit war das Schulwesen im Königreich Hannover noch nicht reformiert. So existierten neben der Lateinschule und Knabenschule, der höheren Töchterschule sowie der Fortbildungsklassen für Lehrlinge von den Kirchen unterhaltene Parochialschulen. Diese wurden von Kindern der ärmeren Bevölkerungsschicht besucht, kosteten nur geringes Schulgeld und boten entsprechend nur eine unterrichtliche Hilfe im Lesen, Schreiben, Singen und Rechnen.
Diese schulische Minimalbildung wurde 1852 durch die Vereinigung der Parochialschulen St. Jacobi, St. Marien und St. Aegidien zur Bürgerknaben -und Bürgermädchenschule erheblich verbessert.
Pastor Schmidt wird urkundlich für diese Arbeit gewürdigt. Zwei Jahre später (1854) erweiterten die Initiatoren ihr Engagement und gründeten den ersten „Kindergarten”, die Kinderbewahranstalt an der Sösepromenade. Beide Einrichtungen, die Industrieschule und die Kinderbewahranstalt wirkten segensreich in der Bekämpfung der sozialen Not. Nicht nur für die Freiheiter Einwohner, auch für die Osteroder Bevölkerung bedeuteten beide Einrichtungen Pionierarbeit in der Sozialgeschichte der Stadt Osterode. Während die beiden Pastoren Schmidt und Max die administrative Absicherung herstellten, führte insbesondere der „Frauenverein von Osterode 1854” die praktische Umsetzung der Hilfe durch.
Zahlreiche Protokolle belegen den unermüdlichen Einsatz von Pastor Schmidt, daß er nicht nur ein erfolgreicher Schulmann, sondern darüber hinaus ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen soziale Mißstände und Not war.
Seine handschriftlich gefaßten Protokolle und Unterschriften lassen vermuten, daß er seit Jahren mit einer schweren Krankheit zu kämpfen hatte, die möglicherweise am 1. Januar 1867 zu seinem plötzlichen Tod führte. Pastor Heinrich Georg Ludewig Schmidt hat für Osteroder Bürger einschließlich der Gemeinde Freiheit und für die Gartenstädter (bewohnte Gartenhäuser an der Söse bis Eulenberg) trotz der erschwerten Zeitumstände viel bewirkt - insbesondere im Kampf für soziale Verbesserungen. Sein Grab ist nicht erhalten geblieben, aber die Erinnerungstafel reicht aus, sich seines Wirkens für die Menschen dieser Stadt zu besinnen.
Albrecht Schütze
Erinnerungstafel für Pastor Schmidt. Wünschenswert wäre noch eine erklärende Ergänzungstafel.
Foto: H. Helbing
HarzKurier 01.07.2000 von Albrecht Schütze
August Windhausen zum Gedächtnis
Mit ihm entdeckten die Freiheiter ihre Geschichte
Freiheit. Vor 180 Jahren, am 4. April 1820, ist August Windhausen in Osterode geboren. An diesen Mann zu erinnern, mag manchem Leser bedeutungslos erscheinen, doch als Gemeindevorsteher der Gemeinde Freiheit hat er sich besondere Verdienste erworben, die für die Ortsgeschichte bedeutungsvoll sind.
Hauptberuflich war Windhausen Gärtner, ein Beruf, der von Sonnenaufgang bis zu ihrem Untergang ausgeübt wurde, dennoch nahm August Windhausen das Amt des Gemeindevorstehers in Freiheit 1870 als 50-Jähriger an. Nach heutiger Beurteilung ein Glücksfall für Freiheit, denn Windhausen zeigte großes Interesse an der Geschichte des Dorfes.
Gemeinsam mit Pastor Fargel (1896 - 98) fand er Zeit, alles schriftlich festzuhalten, was über Freiheit in Erfahrung zu bringen war. So entstand eine Sammlung „Nachrichten über Freiheit“, die eine Bestandsaufnahme bis zum Jahr 1897 darstellt. In diesen Aufzeichnungen findet man Hinweise über die Vorgänger der Gemeindevorstände, die „Bauermeister“, eine Bezeichnung für den „Dorf-Bürgermeister“. Es wird dargelegt: die Sozialstruktur des Dorfes, die Veränderungen des Handwerks bis zur Industrialisierung, die Gründung von Vereinen, die Praktiken der Sitten und Gebräuche, die Entwicklung der Schule und nennenswerte Vorkommnisse (Unwetter) sowie Errungenschaften (mechanischer Webstuhl, Dampfmaschine, elektrische Straßenbeleuchtung).
In einer Hausbesitzerliste sind auch die Erwerbstätigen festgehalten, die aufschlussreiche Hinweise ergeben, um das Leben und die Entwicklung des Dorfes nachvollziehen zu können. Diese schriftlichen Überlieferungen bilden eine erste zusammenhängende Dorfgeschichte, die hoch einzuschätzen ist, denn sie vermittelte schon in früherer Zeit ein Zugehörigkeitsgefühl und stärkte das Bewusstsein „Wir auf der Freiheit“.
Ein Dorf, das entwicklungsgeschichtlich ohne eigenständige Kirche (ein Kirchengebäude als kulturellen Mittelpunkt) Gestalt angenommen hat, braucht eine Identität. August Windhausen hat mit seiner Arbeit als Chronist wesentliche Impulse gegeben - man könnte sagen, mit ihm haben die Freiheiter ihre Geschichte wiederentdeckt, die nachfolgend von Hauptlehrer Wilhelm Oehlkers fortgesetzt und vertieft werden konnte, eine Geschichte, die noch weitgehend in Dokumenten und Berichten unentdeckt in Archiven und privaten Gemächern geblieben sein mag.
Als August Windhausen sein Amt als Gemeindevorsteher antrat, versuchte er seine Amtsvorgänger aufzulisten. Die zum Teil nur stichwortartigen Hinweise konnten über Kirchenbücher genauer belegt werden. Der Leinewebermeister Johann Christian Jacobi, geb. am 20. Mai 1778, führte das Amt als Bauermeister bis 1844. Er starb am 10. September 1850 im Alter von 72 Jahren an der Asiatischen Cholera. Jacobi gehörte mit zu den ersten Opfern dieser Seuche, die der Osteroder Stadtphysikus, Dr. Conradi, in der Johannis vor stadt am 11. August 1850 erstmals feststell-te. Es erkrankten seinerzeit 319 Personen, von denen 72 starben. Interessant ist, dass der Vater von Jacobi, Sergant der königlichen Truppen, 1774 bei der Erhebung der Zeugmachergesellen in Osterode in Diensten stand.
Nachfolger des Bauermeisters Jacobi wurden der Schuhmacher Bierhance, der Mechaniker Hampe und der Leggemeister Giere. Als dieser nach Duderstadt versetzt wurde, übernahm Windhausen die Amtsgeschäfte. Er vermerkt auch die Veränderungen 1866, als das Königreich Hannover an Preußen fiel. So hieß der Amtmann unter der Preußischen Herrschaft „Amthauptmann“. Zu diesem Zeitpunkt begann der behördliche Kontakt von August Windhausen, der ab 1862 für die Gemeinde Freiheit als Ausschussmitglied wirkte, nach 27-jähriger Amtszeit heißt es in einem Dokument: „August Windhausen führt sein Amt als 77-Jähriger in Rüstigkeit und Frische aus.“
Erst im 90. Lebensjahr stehend, am 1. Oktober 1909, übergab er sein Amt an den Rossschlachter Louis Plümer, der ihm jahrelang als Beigeordneter zur Seite stand. Nach dem Schriftbild zu urteilen, litt Windhausen vermutlich an Schüttellähmung. Sollte dies zutreffen, ist es umso erstaunlicher, dass er bis ins hohe Alter das übernommene Amt des Gemeindevorstehers wahrnahm. Nach den Aufzeichnungen von W. Oehlkers feierte August Windhausen seinen 90. Geburtstag am 4. April 1910. Das Sterbedatum ist unbekannt.
Osteroder Allgemeiner Anzeiger vom 21. Oktober 1913:
Die Hundertjahrfeier der Leipziger Schlacht ist in unserer Gemeinde in schöner, würdiger Weise gefeiert worden. Der Gemeindevorstand und die Vorstände der Schützengesellschaft, des Männergesangvereins, der Freiwilliqen Feuerwehr und des Männerturnvereins hatten die Einwohner dazu eingeladen. Am Sonnabend abends 6 Uhr versammelten sich die Vereine und die Schulkinder auf dem in der Mitte des Ortes gelegenen freien Platze. Zwei alte schiefe Linden waren entfernt, und mitten auf dem Platze, der sich nun ganz stattlich ausnahm, harrte ein tiefes Baumloch der Hundertjahreiche, die gepflanzt werden sollte. Von sachverständigen Mitgliedern der Gemeinde waren die Vorbereitungen soweit getroffen, daß die Schulkinder nur noch die Erde an den Baum zu schütten hatten. Nachdem dies bei Fackelschein geschehen, sangen die Schulkinder der 1. und 2. Klasse: „Der Gott, der Eisen wachsen läß, der wollte keine Knechte." In packenden Worten hielt sodann Herr Lehrer Martin die Weihrede, in der er auf die Bedeutung des Tages hinwies und diese Eiche als lebendiges Zeugnis dafür hinstellte, daß wir allzeit der Väter dankbar gedenken und gleich ihnen für des Vaterlandes Schutz und Recht eintreten wollten. Nach einem nochmaligen Gesänge der Schulkinder schloß die Feier mit dem Gesänge: „Deutschland über alles." Nachdem die Fackeln und Lampions angezündet waren, setzte sich der Fackelzug unter Vorantritt der Feuerwehrkapelle in Bewegung. Der Zug ging bis "zur Stadtgrenze und dann die Freiheit hinauf hinter der v. Allwörden'schen Fabrik nach dem Schützenplatze. Herrlich sah es aus, als die feurige Schlange sich, den Berg hinaufzog. Auf dem Schützenplatze war ein Holzstoß aufgeschichtet, der nach Ankunft des Zuges in Brand gesetzt wurde. Die Kapelle spielte einige Weisen, die Schulkinder sangen: „Deutsches Herz, verzage nicht." Mit dem allgemeinen Liede: ,,O Deutschland, hoch in Ehren" fand ein Feier ihr Ende. Beim „Freiheiter Hof" löste sich der Zug auf, die meisten Teilnehmer sahen sich dann wohl zunächst die Illumination in der Stadt an, um sich darauf zum Kommers im „Freiheiter Hof" wieder zusammenzufinden. Gegen 9 Uhr eröffnete Herr Gemeindevorsteher Plümer, nachdem er die zahlreich Erschienenen herzlich begrüßt hatte, denselben mit einem Hoch auf den Kaiser. Das Hoch auf das Vaterland brachte Herr Kgl. Hegemeister Dietz in markigen Worten aus. Weisen der Feuerwehrkapelle, vor allem auch die herrlichen Lieder des Männergesangvereins, gemeinsame Lieder und humoristische Vorträge ließen die Stunden rasch enteilen. In treffenden Worten pries Herr Prokurist H. Müller die deutschen Frauen, die auch ihren Anteil an der Befreiung des Vaterlandes gehabt. In der Fidelitas wurde noch manch launiges Wort gesprochen, und es soll früh gewesen sein, als die letzten sich trennten. Alles in allem eine wohlgelungene, schöne Feier, deren sich unser Ort noch lange Jahre erinnern wird.
(st.) Vor einiger Zeit erhielt die Heimatstube Freiheit von Wilfried Kreiter aus Riefensbeek-Kamschlacken einige Bilder über den Bau der Fernwasserleitung von der Sösetalsperre bis nach Bremen durch die damals noch selbständige Gemeinde Freiheit. Schon 2 Jahre nach ihrer Gründung im Jahr 1927 begann die Gründungsfirma der heutigen HarzEnergie ein Wasserversorgungsnetz aufzubauen. Zu diesem Netz gehört unter anderem die Fernwasserleitung, die bis nach Bremen geht und dort das weiche Harzwasser in das Bremer Leitungsnetz einspeist. Insgesamt betreibt die HarzEnergie ein Leitungsnetz zur Wasserversorgung über ca. 520 km.
Wir selbst merken es immer wieder, wie weich das Wasser ist. Beim Händewaschen bekommt man kaum die Seife von den Händen. Der Nenndruck für die Leitung Söse-Nord beträgt 10 - 16 bar.
Aber zurück zu den mühseligen Arbeiten bei der Verlegung der ca. 70 cm bis 80 cm im Durchmesser messenden Rohre. Die Ausschachtungen erfolgten in den Jahren 1929/1930 im Bereich Freiheit weitgehend per Hand. Wie schwierig das ist, kann man an dem steinigen Untergrund erkennen. In Freiheit kam hinzu, dass in einem Bereich an der Hauptstraße die Leitung unter einem Haus hindurch geführt werden musste. Hier legte man eine doppelwandige Rohrleitung, um dadurch eine bessere Sicherheit für das Haus zu bekommen. Es wurde ein 80 cm Rohr gelegt und ein 70 cm Rohr hineingeschoben.
Auf der gegenüberliegenden Seite zum Butterberg hin gab es eine Häuserlücke, die man ganz gut für die Verlegung der Leitung nutzen konnte. Das ist die kleine Lücke zwischen den Hausnummern 24 und 26 in der Hauptstraße.
Unweit der Alten Burg auf dem Butterberg legte man eine Abzweigung zum Wassernetz der Stadt Osterode. Hier bekommt Osterode das gute Wasser eingespeist.
Nach der Querung der heutigen Hauptstraße führt die Leitung dann weiter unter der Baumhofstraße und der Alten Harzstraße hindurch um dann in Bremen zu enden. Soweit ein kurzer Anriss der Geschichte.
Die Bilder zeigen die Verlegung mit Pferd und Wagen und per Hand im Ortsbereich von Freiheit. Die Abstützungen, wie sie im Bereich der Hauptstraße bei den Schachtarbeiten gemacht wurden, würde man heute in dieser Form sicherlich nicht mehr zulassen.
Im Bereich der Alten Burg/Burgweg kann man erkennen, dass 1929/30 der Friedhof nach rechts nicht weit von der Fernwasserleitung entfernt ist.
Die Heimatstube Freiheit bedankt sich bei Wilfried Kreiter, der früher in der ehemaligen Grundschule Freiheit, Hauptstraße 52, wohnte.
(st.) Mit der neuen Straßenführung der Bundestraße 241 von Osterode nach Clausthal-Zellerfeld wurde es auch erforderlich, einen Fuß.- und Radweg nach Lerbach neu zu gestalten. Hier gab es schon in den früheren Jahren einen durch den Wald entlang des Lerbaches führenden Waldweg. Dieser Waldweg ging am Karlsteich vorbei bis zum unteren Ortseingang Lerbach.
Kurz vor der Überführung der B 241 überquert man den Lerbach über eine kleine Holzbrücke, die sich in ihrer Bauweise sehr gut in die bereits beginnende Harzlandschaft einfügt.
Die Straßenüberführung der B 241 für den Lerbach wurde so breit angelegt, dass hier der Fuß- und Radweg seitlich neben dem Lerbach mit hindurchgeführt werden konnte. Vorbei am ehemaligen Forsthaus zwischen Freiheit und Lerbach am unteren Ortsende von Lerbach gelangt man dann in den heutigen Ortsteil Lerbach.
Man nannte den Weg "Philosophenweg". Gleich hinter dem ehemaligen Kurhaus Eichenthal, an der jetzigen Einfahrt zum Autohaus Tschuk setzte man einen Granitfindling mit dem Namen am Anfang des Weges. Auch das Erstellungsjahr 1986 wurde auf dem Stein festgehalten.
Nachdem die Heimatstube Freiheit vor einigen Jahren den Stein gereinigt und die Schrift erneuert hatte, beschloss der Ortsrat Freiheit im Jahr 2019, den Stein reinigen und den Schriftzug erneuern zu lassen. Diese Arbeit wurde nun (2020) ausgeführt.
Leider kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu unschönen Handlungen an der Beleuchtung des Weges und in dem Tunnel unter der B 241. Abgebrochene Lampen, Schmierereien und Beschädigungen der Leuchtmittel in dem Tunnel führten zu unnötigen Reparatur- und Reinigungskosten.
Etwa gegenüber der Unterführung des Lerbaches und des Philosophenweges beginnt der Degenkopfweg. Man kann sagen, das ist ein schöner Ausgangspunkt für weiterführende Wanderungen. Gleich neben dem Tunnel ist ein großer Parkplatz vorhanden und man kann von hier aus gut zum Degenkopfweg gelangen.
Unsere Bilder zeigen den Beginn des Philosophenweges und den Findling vor und nach der Reinigung, sowie die kleine Holzbrücke über den Lerbach neben der B 241.
(st.) Wo ist nur die Zeit geblieben? Viele Jahre ist es her, dass der Karlsteich bei Freiheit nicht mehr vorhanden ist. Der Ausbau der Bundesstraße 241 von Osterode nach Clausthal-Zellerfeld führte im Rahmen der umfangreichen Erdarbeiten und der Ablagerung der Erdmassen aus dem Tunnelbau dazu, dass auch der Karlsteich ein Opfer dieser Arbeiten wurde. Er wurde im Rahmen der Arbeiten zugeschüttet. Die dort an der neuen Bundestraßenführung errichtete Stützmauer konnte nicht anders befestigt werden. Man hatte Sorge, dass sie in dem weichen Untergrund nicht ausreichend Halt hat. Ich selbst kann mich noch sehr gut an die kurz davor befindlichen Baracken der ehemaligen Firma HEBER erinnern. Die Baracken standen am Lerbach, gleich hinter der Zufahrt zur B 241. Dort hatte die Firma Imperial riesige Kartons mit aus der Produktion übrig gebliebenen elektronischen Bauteilen gelagert. Später wurden in den Baracken noch Schallplatten gelagert, die aus dem Musikverlag von Erich Storz kamen. Noch lange nach dem Abriss der Baracken konnte man am Lerbach Schallplatten finden. Doch zurück zum Karlsteich.
Vor Jahren hatten wir allerdings das Glück, Zeitzeugen zum Karlsteich zu befragen. So berichtete uns Fritz Stoffregen vor vielen Jahren, wie es rund um den Karlsteich aussah. Es stand dort unter einer großen Linde oder Ulme rund um den Baum eine Bank. Das war dort, wo früher der Zulauf zum Teich war. Oftmals ließen sich Wanderer oder Einwohner aus Lerbach auf ihrem Weg nach Osterode oder nach Hause auf dieser Bank nieder. Das Kurhaus Eichenthal war zur dieser Zeit noch in Betrieb. Es gab, so berichtete Fritz Stoffregen weiter, auch ein kleines Stauwehr im Lerbach. Das hier angestaute Wasser verführte manchen jungen Einwohner aus Freiheit zu einem kühlen Bad in den warmen Sommertagen. Marie Werner konnte bestätigen, dass auch im Karlsteich gebadet wurde. Und, was sich sonst noch so unter der Ulme oder Linde abgespielt hat in den warmen Sommernächten? Na ja, das konnten wir nicht mehr herausfinden. Der Teich selbst war etwa 80 m X 40 m groß.
Wir haben jedoch ein Bild bekommen, das den Karlsteich zeigt. Auch heute noch sind im Bereich des Teiches einige hohe Tannen, nicht Fichten, vorhanden.
Unser Bild zeigt den Karlsteich in den 30er Jahren.
Otto Schönfelder (Schönfelder-Bildwerbung) hatte das Bild von einer alten Karte reproduziert
Stadtplan von 1962
HarzKurier vom 20.Januar 2020:
Serie Ausflugtipp Museum
Die Heimatstube Freiheit bewahrt viele Exponate aus der Heimatgeschichte. Jeden zweiten Dienstag im Monat ist sie geöffnet
Von Michael Paetzold
Freiheit. Es ist der zweite Dienstag im Monat, und pünktlich um 19 Uhr öffnet die Heimatstube im Osteroder Ortsteil Freiheit ihre Türen.. Sicher: Meist ist es der gleiche Kreis Heimatinteressierter, der hier zusammenkommt, aber den festen Kern bilden immerhin bis zu 14 Besucher.
Verabredet bin ich mit Günter Steinemann schon eine Stunde vorher, um die Sammlung ungestört zu begutachten. Steinemann ist Schriftführer des gemeinnützigen Vereins Heimatstube Freiheit mit Vorsitzender Kristina Stoffregen, Stellvertreter Dr. Stefan Kuli und Kassenwart Ulrich Wrede. Schon seit dem 25. April 1995 besteht die Heimatstube, erzählt Steinemann, sie begeht in diesem Jahr folglich ihren 25. Geburtstag.
Über rund 100 Quadratmeter Ausstellungsfläche verfügt die Heimatstube im ersten Stock des ehemaligen Schulgebäudes, das sie sich mit dem DRK, den Reservisten und dem 1. FC Freiheit teilt. ״Das ist so etwas wie unser inoffizielles Dorfgemeinschaftshaus", verrät Steinemann. Die Stadt stellte das Gebäude kostenlos zur Verfügung. Dafür kümmern sich die Vereine um die Pflege der Außenflächen und das Gebäudeinnere. 2007 war die Freiheiter Grundschule geschlossen worden, und es musste eine sinnvolle Nachnutzung für den historischen Backsteinbau gefunden werden. Das ist gelungen!
Reise durch die Ortsgeschichte
Ein Rundgang durch die Ausstellungsräume ist eine Reise durch die Geschichte des Ortes am Fuße der alten Burg. Sie sind teils vollgepackt mit unterschiedlichsten Ausstellungsstücken, wie man es von vielen Heimatstuben kennt, nur grob geordnet, für Freunde der Heimat- und Ortsgeschichte aber weithin spannend und für so manchen besonderen Fund gut. ״Hinter jedem Objekt seht eine eigene Geschichte, alle wurden von Freiheitern gestiftet", weiß der Schriftführer und macht aufmerksam auf besondere Stücke, die in der Fülle der Objekte leicht untergehen. Ein kleines Arbeitsgeschirr für Ziegen beispielsweise.
Zigarrenpressen, Exponate aus der Schulgeschichte, Haushaltsgegenstände, Geschnitztes, Schuhmacherwerkzeug und Bilder aus dem Ortsleben reihen sich ein in einen üppigen Bestand mit alten Arbeitsgeräten, Kleidung, der Fahne der Schützen und Erinnerungsstücken des Musikzugs der Feuerwehr. Und es gibt vieles mehr zu sehen!
Natürlich ist die Alte Burg Thema, der sich Professor Dr. Holger Kulke aus Clausthal zu Lebzeiten intensiv widmete und ihre Erbauung in die Zeit von 1.000 datierte. Scherben von Weserkeramik und mittelalterliches Grausteinzeug, alles Funde aus Grabungen an der Burg, zeugen vom Burgleben und sind in Flachvitrinen ausgestellt. Eine detailgetreue Zeichnung der längste verfallen Anlage, von der nur der marode Turm übrig geblieben ist, schuf Frank Borchers, einst Zweigstellenleiter der ehemaligen Sparkasse in Freiheit nach entsprechenden Unterlagen und den erhaltenen Grundmauern.
Besonders stolz ist die Heimatstube auf eine umfangreiche Sammlung von Imperialgeräten, Radios und Fernseher, die im heute noch existierenden Industriekomplex gefertigt wurden. Das älteste Radio stammt aus dem Jahr 1923, ein Rundfunkempfänger, allerdings von Siemens und Halske.
Es geht auf 19 Uhr zu, der Kassenwart mit Ehefrau trifft ein, kurz danach Wolfgang Wiedemann, Vorsitzender vom MGV Freiheit. Weitere Gäste folgen. So wird die Runde auch an diesem zweiten Dienstag im Monat wieder komplett, wird sich gemütlich austauschen und um Themen aus ihrem Heimatort, ob geschichtlich oder aktuell, nicht verlegen sein. Alles gut also?
Mangelnder Nachwuchs macht Günter Steinemann allerdings langfristig Sorgen. ״Die Jugend ist nicht mehr so interessiert an der Ortsgeschichte", meint er. Wie es in zehn Jahren aussehen wird mit dem Verein und einer Sammlung, die nur im direkten Verband mit dem Ort von Relevanz ist, da kann er deshalb nur spekulieren.
Derzeit aber ist der Verein nicht in Gefahr, hat 98 Mitglieder, und auch neue kommen zuweilen dazu. Und so können Interessierte die Sammlung auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Absprache mit Günter Steinemann (Tel.: 05522/....) besuchen.
Entfällt:
Busfahrt zum Jubiläum
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens plant die Heimatstube eine Busfahrt für Mitglieder am Dienstag, dem 12. Mai, durch den Harz.
Start ist um 8 Uhr auf der Bleichestelle, die Fahrt führt zunächst bis Gernrode mit Besichtigung der Stiftskirche St. Cyriakus. Dann geht es weiter nach Quedlinburg mit Stadtführung und später zur Teufelsmauer. Für die Fahrt werden 20 Euro berechnet inklusive Kosten für Führungen sowie einem kleinen Imbiss unterwegs. Anmeldungen nimmt Günter Steinemann unter 05522/.... entgegen oder unter Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
HarzKurier vom 26.02.2000
Serie: Von Land und Leuten (38)
Von Albrecht Schütze
Freiheit. Die Eseltreiber von Freiheit werden vielfach nur im Zusammenhang mit dem Bau des Kornmagazins (1722) und dem damit verbundenen Transport des Brotgetreides in den Oberharz gesehen, dabei ist diese Gruppe von Erwerbstätigen viel länger in Freiheit ansässig gewesen.
Bis zum Ausbau der Straße von Freiheit durch das Lerbachtal über den Schieferberg nach Clausthal im Jahr 1845 waren die Wegeverhältnisse von Osterode über Freiheit in den Harz sehr beschwerlich. Geröll, Schnee, auch Wasser, versperrten oftmals den Weg durch das Tal. Die Höhenwege „Alte Harzstraße" und Hundscherweg" waren für Gespanne ungeeignet. Nur Lasttiere konnten eingesetzt werden, um größere Mengen an Handelswaren zu transportieren.
Nach Chronikunterlagen zogen bereits im 16. Jahrhundert Eseltreiber aus Freiheit in und über den Harz hinweg bis nach Osterwieck (Handelsknotenpunkt Braunschweig-Magdeburg). Nach Chroniken zu urteilen, gehört die Haltung von Maultieren als Lastenträger mit zu den bedeutungsvollen Existenzgründungen des Dorfes Freiheit. Die Arbeit eines Eseltreibers konnte nicht jeder übernehmen. Eine stabile Gesundheit, Wagemut und Entschlusskraft waren erste Voraussetzungen. Es ist belegt, dass die Freiheiter Eseltreiber auch beschwerliche Wege durch unwegsame Täler nicht scheuten. Bei Wind und Wetter kamen die Treiber ihrer Arbeit nach. Sie zogen als Gruppe, um gegebenenfalls gegenseitige Hilfe leisten zu können, denn die Pfade bargen manche Überraschung und Gefahr. Das Harzklima erforderte ganzjährig eine zuverlässige, beschrieben, die auch zu Spott und Neckereien Anlass gaben, besonders wenn sie Alkohol getrunken hatten.
In Oberharzer Mundart ist über die Freiheiter Eseltreiber berichtet: „...Disse vierbäning Languhren (dos häßt de Esel) waren äne ware Plohg, denn wenn se ihre Säck lus waren, su schtanden se mehrschtens schtunnelang, weil de Harrn Eseltreiwer ahmsu lang drinne in Loden sohzen un ihre Ziropsafterbrude (Sirupsaftbrote) un Kasschticker (Käsehappen) verzährten, wu natierlich ahch ä Kläner drzu genumme wur. Un de Esels wußten vor Langer-weil ahch nischt wätter als wie de Leit zu kujenieren (schikanieren) denn mit Hintenaus-schlahn war dos falsche Viehzeig immer bei dr Hand. Daß se wos ze frassen kriegen, ho ich net viel gesahn, un aus dissen Grund waren se wull ahch mehrschtens in dar rawiateen Schtimmung. De Eseltreiwersch schliefen mannichsmol of ihren Gaul un sohngs net, un wachten oft ärscht auf, wenn dos alte Grauthier of dr Freihät all vor'n Schtall schtand..."
Die Eseltreiber unter sich bildeten eine „Berufsgruppe", die kameradschaftlich zusammenhielt. Die Eseltreiberschenke „Haus Sonne" (Hauptstraße 21), erbaut 1700 (Foto), ist älter als das Kornmagazin in Osterode und könnte schon vor der Hochkonjunktur durch den Transport des Brotgetreides von Osterode nach Clausthal eine „Treiberstation" gewesen sein. Durch das Hinterhofgebäude (Stallung und Schuppen) führt eine schmale Gasse (Foto) mit Kieselsteinen ausgelegt vom Hof zur Abzweigung „Koppelweg" (Baumhofstraße) und der „Alten Harzstraße".
Foto: Haus Sonne (Hauptstraße 21), erbaut 1700, mit der Gasse vom Innenhof zur Alten Harzstraße. Foto: Schütze