HarzKurier vom 20.Januar 2020:

Serie Ausflugtipp Museum

Die Heimatstube Freiheit bewahrt viele Exponate aus der Heimatgeschichte. Jeden zweiten Dienstag im Monat ist sie geöffnet

Von Michael Paetzold

Freiheit. Es ist der zweite Dienstag im Monat, und pünktlich um 19 Uhr öffnet die Heimatstube im Osteroder Ortsteil Freiheit ihre Türen.. Sicher: Meist ist es der gleiche Kreis Heimatinteressierter, der hier zusammenkommt, aber den festen Kern bilden immerhin bis zu 14 Besucher.

Verabredet bin ich mit Günter Steinemann schon eine Stunde vorher, um die Sammlung ungestört zu begutachten. Steinemann ist Schriftführer des gemeinnützigen Vereins Heimatstube Freiheit mit Vorsitzender Kristina Stoffregen, Stellvertreter Dr. Stefan Kuli und Kassenwart Ulrich Wrede. Schon seit dem 25. April 1995 besteht die Heimatstube, erzählt Steinemann, sie begeht in diesem Jahr folglich ihren 25. Geburtstag.

Über rund 100 Quadratmeter Ausstellungsfläche verfügt die Heimatstube im ersten Stock des ehemaligen Schulgebäudes, das sie sich mit dem DRK, den Reservisten und dem 1. FC Freiheit teilt. ״Das ist so etwas wie unser inoffizielles Dorfgemeinschaftshaus", verrät Steinemann. Die Stadt stellte das Gebäude kostenlos zur Verfügung. Dafür kümmern sich die Vereine um die Pflege der Außenflächen und das Gebäudeinnere. 2007 war die Freiheiter Grundschule geschlossen worden, und es musste eine sinnvolle Nachnutzung für den historischen Backsteinbau gefunden werden. Das ist gelungen!

Reise durch die Ortsgeschichte

Ein Rundgang durch die Ausstellungsräume ist eine Reise durch die Geschichte des Ortes am Fuße der alten Burg. Sie sind teils vollgepackt mit unterschiedlichsten Ausstellungsstücken, wie man es von vielen Heimatstuben kennt, nur grob geordnet, für Freunde der Heimat- und Ortsgeschichte aber weithin spannend und für so manchen besonderen Fund gut. ״Hinter jedem Objekt seht eine eigene Geschichte, alle wurden von Freiheitern gestiftet", weiß der Schriftführer und macht aufmerksam auf besondere Stücke, die in der Fülle der Objekte leicht untergehen. Ein kleines Arbeitsgeschirr für Ziegen beispielsweise.

Zigarrenpressen, Exponate aus der Schulgeschichte, Haushaltsgegenstände, Geschnitztes, Schuhmacherwerkzeug und Bilder aus dem Ortsleben reihen sich ein in einen üppigen Bestand mit alten Arbeitsgeräten, Kleidung, der Fahne der Schützen und Erinnerungsstücken des Musikzugs der Feuerwehr. Und es gibt vieles mehr zu sehen!

Natürlich ist die Alte Burg Thema, der sich Professor Dr. Holger Kulke aus Clausthal zu Lebzeiten intensiv widmete und ihre Erbauung in die Zeit von 1.000 datierte. Scherben von Weserkeramik und mittelalterliches Grausteinzeug, alles Funde aus Grabungen an der Burg, zeugen vom Burgleben und sind in Flachvitrinen ausgestellt. Eine detailgetreue Zeichnung der längste verfallen Anlage, von der nur der marode Turm übrig geblieben ist, schuf Frank Borchers, einst Zweigstellenleiter der ehemaligen Sparkasse in Freiheit nach entsprechenden Unterlagen und den erhaltenen Grundmauern.

Besonders stolz ist die Heimatstube auf eine umfangreiche Sammlung von Imperialgeräten, Radios und Fernseher, die im heute noch existierenden Industriekomplex gefertigt wurden. Das älteste Radio stammt aus dem Jahr 1923, ein Rundfunkempfänger, allerdings von Siemens und Halske.

Es geht auf 19 Uhr zu, der Kassenwart mit Ehefrau trifft ein, kurz danach Wolfgang Wiedemann, Vorsitzender vom MGV Freiheit. Weitere Gäste folgen. So wird die Runde auch an diesem zweiten Dienstag im Monat wieder komplett, wird sich gemütlich austauschen und um Themen aus ihrem Heimatort, ob geschichtlich oder aktuell, nicht verlegen sein. Alles gut also?

Mangelnder Nachwuchs macht Günter Steinemann allerdings langfristig Sorgen. ״Die Jugend ist nicht mehr so interessiert an der Ortsgeschichte", meint er. Wie es in zehn Jahren aussehen wird mit dem Verein und einer Sammlung, die nur im direkten Verband mit dem Ort von Relevanz ist, da kann er deshalb nur spekulieren.

Derzeit aber ist der Verein nicht in Gefahr, hat 98 Mitglieder, und auch neue kommen zuweilen dazu. Und so können Interessierte die Sammlung auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Absprache mit Günter Steinemann (Tel.: 05522/....) besuchen.

Entfällt:

Busfahrt zum Jubiläum

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens plant die Heimatstube eine Busfahrt für Mitglieder am Dienstag, dem 12. Mai, durch den Harz.

Start ist um 8 Uhr auf der Bleichestelle, die Fahrt führt zunächst bis Gernrode mit Besichtigung der Stiftskirche St. Cyriakus. Dann geht es weiter nach Quedlinburg mit Stadtführung und später zur Teufelsmauer. Für die Fahrt werden 20 Euro berechnet inklusive Kosten für Führungen sowie einem kleinen Imbiss unterwegs. Anmeldungen nimmt Günter Steinemann unter 05522/.... entgegen oder unter Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.