U. Wrede Quelle: Osteroder Allgemeiner Anzeiger Dienstag, den 21. Oktober 1913
Amtliches Kreisblatt des Kreises Osterode am Harz Nr. 125

Die Hundertjahrfeier der Leipziger Schlacht ist in unserer Gemeinde in schöner, und würdiger Weise gefeiert worden. Der Gemeindevorstand und die Vorstände der Schützengesellschaft, des Männergesangvereins, der Freiwilligen Feuerwehr und des Männerturnvereins hatten Einwohner dazu eingeladen. Am Sonnabend abends 6 Uhr versammelten sich die Vereine und die Schulkinder auf dem in der Mitte des Ortes gelegenen freien Platzes. Zwei alte schiefe Linden waren entfernt, und mitten auf dem Platze, der sich nun ganz stattlich ausnahm, harrte ein tiefes Baumloch der Hundertjahreiche, die gepflanzt werden sollte. Von den sachverständigen Mitgliedern der Gemeinde waren die Vorbereitungen soweit getroffen, dass die Schulkinder nur noch die Erde an den Baum zu schütten hatten. Nachdem dies bei Fackelschein geschehen, sangen die Schulkinder der 1. und 2. Klasse: der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte. In packenden Worten hielt Herr Lehrer Martin die Weihrede, in der er auf die Bedeutung des Tages hinwies und diese Eiche als lebendiges Zeugnis dafür hinstellte, dass wir allzeit der Väter dankbar gedenken und gleich ihnen für des Vaterlandes Schutz und Recht eintreten wollten. Nach einem nochmaligen Gesänge der Schulkinder schloß die Feier mit dem Gesänge: Deutschland über alles. Nachdem die Fackeln und Lampions angezündet waren, setzte sich der Fackelzug unter Vorantritt der Feuerwehrkapelle in Bewegung. Der Zug ging bis zur Stadtgrenze und dann die Freiheit hinauf hinter der v. Allwörden´schen Fabrik nach dem Schützenplatze. Herrlich sah es aus, als die feuerige Schlange sich den Berg hinaufzog. Auf dem Schützenplatze war ein Holzstoß aufgeschichtet, der nach Ankunft des Zuges in Brand gesetzt wurde. Die Kapelle spielte einige Weisen, Die Schulkinder sangen: Deutsches Herz verzage nicht. Mit dem allgemeinen Liede: O Deutschland, hoch in Ehren fand die Feier ihr Ende. Beim Freiheiter Hof löste sich der Zug auf, die meisten Teilnehmer sahen sich dann wohl zunächst die Illumination in der Stadt an, um sich darauf zum Kommers im Freiheiter Hof wieder zusammen zufinden. Gegen 9 Uhr eröffnete Herr Gemeindevorsteher Plümer, nachdem er die zahlreich Erschienenden herzlich begrüßt hatte, denselben mit einem Hoch auf den Kaiser. Das Hoch auf das Vaterland brachte Herr Kgl. Hegemeister Dietz in markigen Worten aus. Weisen der Feuerwehrkapelle, vor allem auch die herrlichen Lieder des Männergesangvereins, gemeinsame Lieder und humoristische Vorträge ließen die Stunden rasch enteilen. In treffenden Worten pries Herr Prokurist H. Müller die deutschen Frauen, die auch ihren Anteil an der Befreiung des Vaterlandes gehabt. In der Fidelitas wurde noch manch launiges Wort gesprochen, und es muss früh gewesen sein, als die letzten sich trennten. Alles in allem eine wohl gelungene, schöne Feier, deren sich unser Ort noch lange Jahre erinnern wird.