zusammengestellt von Fr. Armbrecht
Erschienen im "Echo am Sonntag 30.04./01.05.1988, 07/08.04.1988, 14./15.05.1988 und 21./22.05.1988


 

Ein einzigartiges  Denkmal zerfällt

Osterode (fa). Wie schon m der Jahreshauptversammlung am 6. März 1988 bekannt gegeben wurde, hat der Heimat- und Geschichtsverein für Osterode und Umgebung e.V. ein Sonderkonto zur Erhaltung der „Alte Burg" eingerichtet. Vorstand und Beirat rufen nunmehr zu einer Spendenaktion auf.

Innerhalb der immerhin 16 Burgruinen umfassenden Burgenlandschaft des Landkreises Osterode nimmt die „Alte Burg" in Osterode eine herausragende Stellung ein. Sie ist vermutlich als Ministerialen-Burg in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut worden, denn 1151 wurden erstmals Burgmannen von Osterode erwähnt. Weder der Zeitpunkt der Erbauung noch der Zerstörung bzw. der Aufgabe der Burg sind urkundlich überliefert. Von den historisch gleichrangig einzustufenden Burgen Lichtenstein, Windhausen, Badenhausen usw. sind lediglich geringe Baureste erhalten geblieben. Dagegen ist von der „Alte Burg" immerhin noch die Hälfte eines rund 33 Meter hohen Bergfriedes erhalten. Das Bild der an exponierter Stelle liegenden Burgruine ist uns seit Jahrhunderten vertraut. Dennoch schreitet der Zerfall in den letzten Jahrzehnten in beängstigendem Mäße fort. Sanierungsmaßnahmen sind deshalb dringend erforderlich, die aber erhebliche Kosten erfordern werden.

Der Heimat- und Geschichtsverein möchte dazu seinen Beitrag leisten und hat sofort 5000 DM zur Verfügung gestellt, weitere private Spenden sind in der Zwischenzeit eingegangen, so daß z. Zt. Schon über 10 000 DM bereitstehen. Unter der Konto-Nr. 73544 ist bei der Stadtsparkasse Osterode am Harz das „Sonderkonto Alte Burg" eingerichtet. Bei Beträgen ab 60 DM werden den Spendern entsprechende Spendenbescheinigungen zugestellt.

Schon in der Vergangenheit haben die Osteroder ihre Spendenbereitschaft eindrucksvoll bekundet. Erinnert sei nur an die „Turmbauhilfe" von 1948, das „Sonderkonto Schachtrupp-Villa", die „Friedhofsorgel" oder an die demnächst fertig gestellte „Eseltreiberplastik". Es wäre sehr zu wünschen, daß auch das Wahrzeichen Osterodes durch kleine und große Beträge vor dem weiteren Verfall bewahrt werden könnte. Selbstverständlich kann die zur Restaurierung erforderliche Summe nicht durch Spenden aufgebracht werden, aber das auf diese Weise bekundete Interesse zur Erhaltung kann; wie bei der „Kaffeemühle" bewiesen, Impulse auslösen.


 

  

Herzog Heinrich der Löwe ist auf dem alten Schloß zu Osterode zu Zeiten gewesen /ab und zu geritten / hat aber dieser Orten keine beständige Hofhaltung angestellt"
(Mathäus Merlan: Topographie Germaniae, Band Braunschweig, 1654)


 

 „... Ob nun woll Heinrichder Löwe diesen Theill von der Graffschaft Lutterberg, wie gehöret bekommen, hat doch weder Er noch seine Kinder auff dem Hertzberg Hoffgehalten, besondem Ist auff dem alten Sehloß zu Osteroda zu Zeiten auff- und abgeritten..."
(Heinrich Wendt, Bürgermeister und Synicus: Chronica oder ZeitBuch und Warhafftige Beschreibung der löblichen Stadt Osteroda, 1680),


 

 „...so hat man an dem Orte wo ehemals dieser Götze (Ostera) gestanden, eine Burg  erbaut und diese hat Gelegenheit gegeben, daß die Stadt angelegt worden. Von dieser Burg siehet man noch vor dem Hartz-Thore auf einen etwas erhabenen Hügel einen alten Steinhauffen nebst einem halb eingefallenen großen steinernen Thurm. Wer den Erbauer dieser Burg gewesen, ist meines Erachtens gar schwer anzuzeigen. (Julius Bernhard v. Rohr: Merckwürdigkeiten des Oberharzes, 1739)


 

 ... In den ältesten Zeiten bestand Osterode aus einer Burg, welche noch manchen Geschichtsschreiber von dem im Jahre 843 gestorbenen Herzog zu Saksen Bruno erbaut .... seyn soll. Andere hingegen behaupten, das alte Schloß sey von einem Adelichen zuerst angelegt worden."
(D. Christoph Wilhelm Jakob Gatterer: Beschreibung des Harzes, 1792)


 

„ ...Unmittelbar hinter derselben (Johannisvorstadt) ... die gewöhnlich zu den Dörfern gezahlte Freyheit vor Osterode, welche... auf einem Hügel die Trümmer der uralten festen Burg enthällt, welche der Sitz der edlen Herrn von Osterode gewesen seyn, und bis 1601 zur Grubenhagischen Münze gedient haben soll. Schutthaufen und ein großer viereckter halbverfallner Thurm, sind alles was man jetzt noch von derselben gewahr wird,"  
(Ludwig Wilhem»Gilbert: Handbuch für Reisende durch Deutschland)


 

„Von der alten Burg Osteroth". Wendt erwähnt ihrer nur beiläufig. Da sie aber eine der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Stadt ist, so werden folgende Nachrichten von ihr vielleicht nicht ganz unangenehm sein. Sie liegt auf einem Hügel des Johannisthors, ünd hängt grauenerregend in die Stadt hinein. Die vorzüglichste Ruine ist ein halbeingefallener Thurm, dessen Mauern die enorme Dicke von 8 Fuß haben. Er enthleit, nach den noch vorhandenen Spuren, 5 Stockwerke übereinander. In dem 'zweiten derselben findet man einen engen gewölbten Gang, welcher mittelst zweier Stufen in die Wandmauer hineinführt, und zu einem Abtritt geführt zu haben scheint. Der Thurm ist rund, nicht viereckt gewesen,  wie man aus Merians Abbildung von Osterode schließen könnte. Außer einigen halb eingestürzten Kellern findet man noch die Grundmauern der Gemächer und Gebäude, unter welchen man die Münzgebäude erkennen will. Dieser sind vier bis fünf. Das Ganze war mit starken Mauern und einem breiten Graben umschlossen, dessen Spuren in Gärten verwandelt sind. Oben wuchern Dornen und Disteln, und die Bur trägt die Kennzeichen einer gewaltsamen Zerstörung, nicht der langsamen Verwitterung an sich. Die Mauern sind aus Bachkieseln und Flußgeröllen erbaut, welche auf eine kunstreiche Art rautenweise mit einander verbunden sind. Der Thurm soll ehemals eine hohe Spitze gehabt, und zu dem Sprichwort Gelegenheit gegeben haben: daß dich der Teufel über Osterode führe.
(Meywerth und Spangenberg: Beschreibung und Geschichte der Stadt Osterode, Hannöversches Magazin, 1808)


 

 „Auf der Burg vordem Harzthore, von «er man nur noch Ruinen sieht, hausten die Ritter von Osterode. Später hielt sich da der berühmte Heinrich der Löwe auf".
(Prof. D, Heinrich Ferdinand Wüstefeld: Erinnerungen aus meinem Leben 1821)


 

„Vor dem Harzthore, in der Vorstadt: die Freiheit, welche früherhin ein eigenes Dorf war, ist die Ruine einer sehr alten Burg, welche in den frühesten Zeiten der Sitz von edlen Herren von Osterode gewesen seyn, und zur Erbauung der Stadt Veranlassung gegeben haben soll. Von ihrer Entstehung weiß man nichts".
(Friedrich Gottschaick: Taschenbuch für Reisende in den Harz, 1823.)


 

,,Ehe ich die Landstraße einschlug, bestieg ich die Trümmer der uralten Osteroder Burg. Sie besteht nur noch aus der Hälfte eines großen, dickmaurigen, wie von Krebsschäden angefressenen Turmes".
(Hemrich Heine: Die Harzreise, 1824.)


 

„Vordem Harzthor in der Vorstadt Freiheit sieht man die Trümmer der alten Burg, die der Sitz der edlen Herrn von Osterode gewesen sein soll".
(D. Christ. Gottfr. Daniel Stein: Reisen nach den vorzüglichsten Hauptstädten von Mittel-Europa, 1827.)


 

„In der Vorstadt, die Freiheit genannt, liegen die Ueberreste einer alten Burg, welche Bruno bewohnt haben soll. Von ihrem Schicksale ist nichts bekannt".
(Lud. Hoffmann: Hercynia-'Iascbenbuch für Reisende in den Harz, 1829)


 

„Noch jetzt bewundert man die Ruine einer alten Burg vör dem Harz-Thore auf der Freiheit wegen der Festigkeit des Cements und der Kunst, welche in der Lage der Steine sichtbar ist".
(H.D.A. Sonne: Topographie des Königreichs Hannover, 1834)


 

„Später im 14. Jahrhundert wird die Burg als Besitztum eines gewissen Balduin de Piscinia (um 1332) erwähnt, über ihre sonstigen Schicksale aber, und wann sie zerstört  worden, wissen wir nichts. Jetzt blickt aus den Trümmern   nur noch ein halb eingefallener Thurm auf die Stadt herab".
 (D. Christian Zimmermann: Das Harzgebirge in besond. Beziehung auf Natur-und Gewerbskunde geschildert, 1834)


 

,,Die alte Burg dich Über Osterode, von der Vorstadt, die Freiheit umgeben … Die gewaltigen Mauern, der halbverfallene Thurm zeugen, wie sie gewesen; die ungeheure Ruine, von Menschen verlassen und aufgegeben, trotzt noch immer dem feindlichen Wetter und wird ihm noch lange trotzen."
(Wilhelm Blumenhagen: Wanderung durch den Harz, 1937)


 

,, Auf der Stelle, wo die Ostera verehrt wurde, erhob sich später eine Burg,  anfänglich der Sitz der edlen Herren von Osterode ... Davon steht in der Vorstadt Freiheit nocb gegenwärtig die Hälfte eines runden Thurmes und anderes Gemäuer“.
(D.C.S. Schweitzer: Reisehandbuch für den Harz etc, 1844)


 

„An der Stelle, wo die Ostera verehrt wurde, erhob sich später eine Burg.— Die Zeit ihrer Zerstörung ist ungewiß. Ein eingefallener Thurm, nicht weit vom Harzthore der Stadt, und weniges andere Gemäuer, sind die noch vorhandenen Ruinen der Burg"
Görges-Spehr: Väterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten der Lande Braunschweig und Hannover, 1843)


 

„Zum Schütze dieses ersten christlichen Östera=Altars auf   der Höhe der jetzigen Johanniskirche sei dann eine Burg daneben, die Osteraburg, gebauet ... ob sie zerstört oder von Alter zusammengebrochen, weiss man; nicht; noch überdauert ein alter, gebrochener Thurm, in welchem nach der Volkssage eine verwunschene Gräfin umgehet, und an dessen Trümmer sich (eine) feine Geschichte knüpft...''.
(C.G.Fr. Brederlow: Der Harz. Zur Belehrung und Unterhaltung für Harzreisende, 1846)


 

 „ Die Burg gab der Stadt den Namen … Indessen fand die alte Burg Qsterode schon früh ihren Untergang und man sieht weiter nichts mehr davon als die eine Hälfte eines Thurmes und einige Mauerfragmente, sie lieget auf einem hohen Raenhügel außerhalb des Harzthores“.
(Carl Wacke: Neuster Führer durch den Harz, 1850)


 

„Zur Zeit steht noch ein alter Thurm als Ueberbleibsel und Wächter bei Osterode, der uns, konnte er reden, viel Von den erlebten Schiksalen der Stadt zu erzählen vermöchte, und obgleich der Zahn der Zeit schön mächtig an ihm genagt, dennoch nicht  sein gänzliches  Verschwinden  herbeizuführen vermochte“
(August Ey: Harzbuch öder Geleitsmann durch den Harz, 1855)


»Die Burg wird bei der Theilung der Allode (der Weifen, 1233) als dem König Otto IV zugefallen mit aufgeführt, und dieser gedenkt in der unten angezogenen Urkunde i.J. 1218 seines erblichen Besitzes in Osterode. Ausser dem Umstande, daß Herzog Albrecht d. Große hier mehrere Urkunden ausstellte, ist von der Burg Osterode in nächstfolgender Zeit nichts bekannt. Von den zahlreichen Urkunden seines Sohnes, Heinrich d. Wunderlichen, ersten Herzogs von Grubenhagen, ist keine zu Osterode angefertigt; 1340 erscheint die Burg Osterode im Besitz des Herzogs-Ernst; 1402 gehörte sie dem Herzog Friedrich, 1421 dessen Sohne Otto und 1467-1481 dem Herzog Albrecht II, dessen Witwe Elisabeth dort bis zu ihrem Tode wohnte.
Später scheint auf die Burg kein Werth mehr gelegt zu sein, 1551 wird sie bei der Aufzählung der fürstlichen Schlösser nicht mehr genannt und schon um etwa hundert Jahre später war sie, einer damals aufgenommenen Ansicht der Stadt zufolge, fast in demselben verfallenen Zustande, als man jetzt dieselbe sieht.
Die Ruine liegt auf einer die Stadt beherrschenden Höhe vor dem Johannistor. Außer einigen kürzlich aufgedeckten Grund- und Kellermauern, so wie einem Stück der Umfassungsmauer steht noch ein, zur Hafte jedoch abgespaltener und eingestürzter, mächtiger Thurm von runder Grundform, dessen unterer Durchmesser 16 Schritt und dessen Mauerstärke 2,337 Mtr. (8Fs) beträgt. Er hat - wie die Reihen von Vertiefungen für die Balkenköpfe zeigen — mindestens fünft Stockwerke enthalten, in dem zweiten derselben gewahrt man einen engen gewölbten Gang in der Dicke der Mauer mit zwei Stufen, welcher anscheinend zu einem Ausbau geführt hat. Der Thurm soll ehemals mit einer hohen Spitze versehen gewesen sein.
Die nur durch wenige Lichtöffnungen durchbrochenen Mauern sind äußern zum Theil in rautenförmigen Verbande, innen als Füllwerk aus Flußkieseln in Gyps erbaut. Bei einer nicht zum Thurm gehörenden Mauer zeigt deren Bekleidung sogar das ährenförmige Werk (opus spicatum), so gut dieses mit ausgesuchten Flußkieseln hergestellt werden kann. Das Ganze ar mit starken Mauern und breiten (jetzt zu Gärten umgewandelten) Gräben umschlossen.
Bei den Ausgrabungen wurde das Siegel der Herzogin Agnes, Gemahlin Heinrich d. Wunderlichen, zu Tage gefördert aus einer etwa 0,073 Mtr. (3 Zoll) im Durchmesser haltenden Messingplatte bestehend, auf welcher eine weibliche Gestalt, in einem Lehnsessel sitzend und mit jeder Hand eine Fahne erfassend, erscheint. Die Fahne zur Linken zeigt einen springenden Löwen, die andere zwei Leoparden. Neben dem Sessel stehen zwei dreieckige Schilde, von welchen der zur Rechten des Beschauers einen springenden Löwen, der zur Linken zwei Leoparden hat. Die Umschriften des (mit einem Oehr versehenen) Siegelstempels lautet: DEI GRACIA AGNES DVCISSIA DE BRUNSWICH und FILIA LANGRAVII TURINGIE.
(H. Wilh. H. Mitthoff: Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen. 1873)

 

Die »Alte Burg*
Bereit sein, das Alte zu pflegen


 Liebes Echo am Sonntag,

Schon oft hast du mit Osteroder Sehenswürdigkeiten, aus vergangener, und neuerer Zeit in Bild und Wort, uns, deinen Lesern, viel Freude bereitet. Die älteren unter deinen Lesern kennen das Städtchen noch aus ihrer Zeit und freuen sich über jeden deiner Beiträge. Die Jugend kennt das neue, moderne, mit eiligen Menschen und starkem Autoverkehr gefüllte Städtchen und So muß es wohl auch bleiben. Osterode hatte ja früher auch eine pulsierende Industrie, die durch neue ersetzt wurde. Beide Generationen aber freuen sich, wenn sie in deinen Beiträgen so wie am letzten Sonntag über die alte   Burg, neues über die Vergangenheit erfahren. Den Älteren freut es sicher, wenn du dieses Thema mal, ansprichst und die Jugend ist sicher auch bereit, das Alte zu pflegen. Dank für deine Bemühungen um das Osteroder Gesehehen ob aus alter oder neuer Zeit,             

 

Der alte Zonn.

Ein jeder Zahn,, den wir im Mund,
bleibt ohne Pflege nicht gesund,
doch wenn ein Loch mal drin,
muß.man zum Zahnarzt hin.
So geht's mit allem auf der Welt
was man nicht schützt, verfällt.
Ob's eine Kate oder Schloß tut sein,
nach und nach bröckelt Stein um Stein,
ein Beispiel ist die alte Burg,
sie hat Jahrhunderte hindurch
getrotzt Sturm, Regen, Frost und Schnee,
nur tat's ihr, wie bei uns nicht weh.
Sie zerfällt nun Tag für Tag
drum war deine Klage angebracht,
sicher wird's ein Echo geben
von deinem Aufruf, um Spenden beten.
Geld ist knapp wohl überall
auch im Stadtsäckel ist es der Fall,
doch wird's auch hier 'ne Lösung geben
auch bel dem Esel tat man's erleben;
es würde gegeben so manche Mark
und daß machte das Konto stark.
Du Echo am Sonntag tatest Anstoß geben
nun mög' Erfolg es auch geben,
die Burg zu retten vorm Verfall
mög' dieses Echo nun nicht verhallen.

Ein Echo am Sonntag Leser
Karl Wünsch, Osterode