Harz Kurier vom ???

Der alte und der neue Rotdorn vor dem „Freiheiter Hof“.

Hauptstraße in Freiheit - von Albrecht Schütze

Freiheit. Ein Rotdornbaum ist noch geblieben. Unter seinem schattenspendenden Blätterdach können ortskundige Gäste verweilen und von der Zeit schwärmen, als die Hauptstraße in Freiheit durch die „Rotdornallee“ Fremde und Einheimische auf eindrucksvolle Weise ansprach. Die Rotdornbäume waren ein fester Bestandteil, ein Aushängeschild der selbstbewussten Gemeinde.

Statt Akazien Rotdorn

Der ehemalige Besitzer der Gaststätte „Freiheiter Hof“, A. Waller, war es, der am 20. September 1933 dem Gemeinderat vorschlug, an der Stelle der alten Akazien neue junge Rotdornbäume von seinem Lokal bis zum Haus Mackensen anzupflanzen. Gleichzeitig regte er an, die jeweiligen Hausbesitzer könnten die Bäume vor ihrem Grundstück stiften. Diese Anregung fand große Zustimmung. Zur Förderung der guten Sache stiftete die Gemeinde fünf Bäume und beschloss, für die anfallenden Unterhaltungskosten künftig aufzukommen. Die Gärtnerei Baumgarten (früher Herzberger Landstraße) übernahm die Pflanzarbeit und lieferte im Jahr darauf kostenlos Ersatz für die nicht angegangenen Bäume.

Die Rotdornbäume belebten besonders durch die rote Blütenfülle alljährlich das Straßenbild. Die kleinwüchsigen Bäume säumten die Hauptstraße, ohne die Hausfronten zu verdecken, so gewann die Hauptstraße an sommerlichen Tagen den Reiz einer Parkallee. Die Anwohner hatten sich durch ihre Spendenaktion ungeahnt den längsten Blumenkasten vor ihren Fenstern geschaffen. Die Freiheiter empfanden diesen Straßenabschnitt als ihre Prachtstraße, ließen sich doch noch zusätzlich Girlanden von der linken zur rechten Straßenseite spannen..Bilder von Umzügen belegen, dass dieser Straßenteil besonders gefällig wirkte.

Weggesägt

Die stattlichen Rotdornreihe an der westlichen Straßenseite bekam im Laufe der Zeit aber erste Lücken, bis gegenwärtig nur noch sechs Bäume einen lebensfähigen Eindruck hinterließen. Die östliche Seite mit den „Kirschenfrüchten“ tragenden Bäumen fand nicht das das ganze Jahr die Zustimmung der Anwohner, denn zur Reifezeit der Früchte traten manche unliebsamen Belastungen auf. Bei der Maßnahme, diese Bäume durch problemlosere zu ersetzen, reifte der Gedanke, den gesamten Straßenabschnitt beidseitig neu zu gestalten.

Die fast 70-jährigen sechs Rotdornbäumchen bekamen kein „Gnadenbrot“. Die Säge führte zum Bedauern vieler Freiheiter Einwohner das aus, was für die Zukunft geplant worden war.

Verändertes Gesicht

Nun fällt es schwer, sich vorzustellen, dass die Freiheiter Hauptstraße mit ihrer ansprechenden Häuserzeile künftig mit den neu gepflanzten Ahornbäumen auf der einen und den Rotdornbäumen auf der anderen Seite wieder Generationen erfreuen wird. Vielleicht ist diese Erwartungshaltung nicht mehr gefragt, denn wer motorisiert diesen Straßenabschnitt durchfährt, richtet den Blick auf die Fahrbahn, weder rechts noch links zu den Baumkronen.