Harz Kurier vom ..... 

Freiheiter Orts- und Osteroder Stadtgeschichte
Von Albrecht Schütze

Osterode Der Söseverlauf zwischen Osterode und Freiheit markierte einst die Grenze zwischen Stadt- und Dorfleben. Die geschichtlichen Begebenheiten in Osterode bzw. Freiheit ließen sich nicht trennen, wirkten wechselseitig. Freiheit, ohne eigenständiges Kirchengebäude, war mit der St. Aegi-diengemeinde und den amtierenden Pastoren eng verbunden. Pastor Heinrich Georg Ludwig Schmidt, ah den eine Steintafel am Hauptweg über den Stadtfriedhof erinnert, nimmt nicht nur für die Osteroder Stadtgeschichte, sondern im besonderen Maße auch für Freiheit eine bedeutende Stellung ein. Dieser Pastor kam 1829 auf die zweite Pfarrstelle an St. Aegidien und ab 1835 übernahm er die Amtsgeschäfte als Pastor primus. Schon 1831 erreichte er es, eine Gewerbeschule für Lehrlinge aller Handwerksberufe zu gründen und ein Jahr später (1832) die höhere Töchterschule (später als Luisenschule und Lyzeum bekannt) zu verwirklichen.

In Pastor Max, der vier Jahre später (1836) die zweite Pfarrstelle an St. Aegidien einnahm, fand er einen gleichgesinnten Amtsbruder, der ebenso engagiert die damaligen schulischen Missstände abschaffen und verbessern wollte. Beide hatten maßgeblichen Anteil an der Umwandlung der kirchlich geprägten Parochial - zur allgemeinbildenden Bürgerschule für Jungen und Mädchen.

Von besonderer Bedeutung für Freiheit war die Gründung der Industrieschule (1850) im Schulhaus. Sie war vorwiegend für schulentlassene Mädchen aus Freiheit eingerichtet und hatte zum Ziel, den arbeitssuchenden Mädchen eine praktische Ausbildung zu geben, doch zunächst die Zeit zwischen Schulentlassung und Anstellung zweckmäßig zu überbrücken. Die damals vorherrschende große Armut führte auch zur Gründung der Kinderbewahranstalt durch den Frauenverein, wesentlich unterstützt durch Pastor Schmidt. Beide Einrichtungen, die Industrieschule und die Kinderbewahranstalt waren sozialgeschichtlich gesehen Meilensteine bei der Bekämpfung der zunehmenden sozialen Not. 1865 wurden die Pastoren Max und Schmidt für ihr Engagement beim Besuch König Georg V. von Hannover und des Kronprinzen Emst August in der Schachtruppvilla geehrt. Sie erhielten aus der Hand des Königs den Welfenorden IV. Klasse.

Die Gedenktafel für Pastor Schmidt kündet davon, dass er zwei Jahre nach seiner Auszeichnung bei einem Leichenbegräbnis am 1. Januar 1867 tot zusammenbrach. Der knappe Text vermittelt den Eindruck, als sollte dieser außergewöhnliche Umstand der Nachwelt bewusst bleiben.

Der Vorstand der Heimatstube Freiheit sieht sich verpflichtet, das berufliche Engagement des Pastors Heinrich Georg Ludwig Schmidt für die gemeinsame Stadt- und Ortsgeschichte von Osterode-Freiheit, bewusst zu erhalten. So veranlasste der Vorstand, die unleserlich gewordene Erinnerungstafel wieder lesbar zu machen. Um das Leben und Wirken dieses verdienstvollen Mannes wirkungsvoller zu prägen, bedarf es eigentlich einer ergänzenden Erinnerungstafel.